Wasserspuren und Krater im Ares Vallis
von Stefan Deiters astronews.com
12. Oktober 2011
Die europäische Weltraumagentur ESA hat jetzt neue Bilder
der Marssonde Mars Express veröffentlicht. Sie zeigen eine auffällige
Häufung von Einschlagkratern im Mündungsgebiet des großen Ausflusstals Ares
Vallis. Einige ältere Krater hingegen sind nur noch schemenhaft zu erkennen. Und
dies ist nicht der einzige Hinweis darauf, dass hier einmal vor langer Zeit
Wasser geflossen ist.
Die Krater Oraibi im Ausflusstal Ares Vallis.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Nach Ansicht der Wissenschaftler flossen auf dem Mars einmal große
Mengen Wasser und es herrschte ein Klima, das sich deutlich von dem heutigen
unterschied. Das alles ist allerdings schon äußerst lange her, die Spuren jener
Zeit haben sich aber bis heute erhalten. So dürften durch das von der
ESA-Raumsonde Mars Express am 11. Mai 2011 fotografierte Ares Vallis
einmal große Wassermengen geflossen sein. Die Bilder dieses sogenannten
Ausflusstals haben ESA und DLR Ende vergangener Woche veröffentlicht. Am DLR
wurde die High Resolution Stereo Camera (HRSC) der Sonde entwickelt,
mit der die Aufnahmen gemacht wurden.
Auffällig auf dem Bild ist der etwa 32 Kilometer durchmessende Krater Oraibi,
der mit Sedimenten gefüllt ist. Sein südlicher Rand wurde zudem durch Wasser
abgetragen. Die Pathfinder-Mission der NASA landete 1997 etwa 100
Kilometer nördlich des Kraters, außerhalb des Bildbereichs. Norden ist auf der
Aufnahme rechts. Der Strom von Wasser, der den Rand des Kraters abgetragen hat,
ließ auch charakteristische Rinnen und Rillen im Flussbett entstehen, aus dem
sich zudem kleine Stromlinien-förmige Inseln erheben. Durch diese Strukturen
lässt sich deutlich erkennen, in welche Richtung das Wasser vor Urzeiten einmal
geflossen ist.
Auf dem Boden des Tals und auf dem Plateau in der linken Hälfte des Bildes
(siehe Gesamtansicht) finden sich zudem noch eine Reihe von "Geisterkratern",
deren Ränder durch Wind- oder Wassererosion abgetragen wurden und die selbst mit
Sedimenten gefüllt worden sind. Dass sie sich auch auf dem Plateau finden,
deutet darauf hin, dass auch diese Region trotz ihrer Höhe nicht von den Fluten
verschont geblieben ist. Vermutlich handelt es sich bei den vereinzelt
sichtbaren Erhebungen um die ursprüngliche Oberfläche des Plateaus, das sich bis
zu 1.000 Meter über Ares Valles erhebt.
Doch auf dem Bild finden sich auch Hinweise auf einen Einschlag in deutlich
jüngerer Zeit: Am linken Bildrand (der Gesamtansicht) ist Auswurfmaterial zu
erkennen, das vermutlich während eines Einschlags in die Umgebung geschleudert
wurde. In der linken oberen Ecke des Bildes ist zudem ein rund vier Kilometer
breiter Hangrutsch zu sehen, der eventuell auch durch diesen Einschlag ausgelöst
wurde. Auch einzelne "Strahlen" des Auswurfmaterials sind zu erkennen.
Darüber hinaus finden sich auf der Aufnahme noch zahlreiche kleinere Krater -
teils in Formation, teils in kleinen Gruppen. Eine so große Zahl von
Einschlagkrater kann entstehen, wenn ein Asteroid bereits vor dem Auftreffen in
der Atmosphäre zerbricht. Sie können sich aber auch als sogenannte
Sekundärkrater bilden, wenn bei einem Einschlag Gesteinsbrocken mit so großer
Wucht weggeschleudert werden, dass sie erst in vielen Kilometern Entfernung vom
Einschlagort wieder auftreffen. Da die jungen Krater noch sehr gut erhalten
sind, müssen sie geologisch vergleichsweise jung sein.
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