Mehr Wasserspuren unter Rostüberzug?
von Stefan Deiters astronews.com
5. Juli 2011
Auf dem Mars könnte es weitaus mehr Carbonatspuren geben,
als es die derzeitigen Marsmissionen vermuten lassen. Zu diesem Ergebnis kommen
jetzt amerikanische Wissenschaftler in einer neuen Studie. Die Carbonate, die
als Hinweise auf früher vorhandenes Wasser gelten, könnten sich danach unter
einer Rostschicht verbergen.

Auf diesem
Falschfarbenbild der Region Nili Fossae der
NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter erscheinen Bereiche mit
Carbonaten grün.
Bild: NASA / JPL / JHUAPL / MSSS / Brown
University |
"Die Frage, ob früher einmal Leben auf dem Mars möglich
gewesen sein könnte, hängt entscheidend davon ab, ob es auf der Oberfläche des
Planeten für Tausende oder gar Millionen Jahre flüssiges Wasser gegeben hat",
erläutert Janice Bishop vom NASA Ames Research Center, die am SETI
Institute arbeitet und Hauptautorin eines jetzt in der Fachzeitschrift
International Journal of Astrobiology erschienenen Artikels ist. "Es ist
möglich, dass Forscher, die nach Spuren von Wasser gesucht haben, einen
wichtigen Hinweis, nämlich das Vorhandensein von Carbonaten, bislang weitgehend
übersehen haben."
Zu ihrer Schlussfolgerung gelangten die Wissenschaftler nach Untersuchungen
in trockenen Wüstenregionen der Erde, deren Umweltbedingungen etwas den
Gegebenheiten auf dem Mars entsprechen. Zusammen mit Chris McKay vom Ames
Research Center hatte Bishop in der Mojave-Wüste Carbonatgestein
untersucht, das mit einer Schicht aus Eisenoxid, also Rost, überzogen war. "Als
wir das Gestein im Labor untersuchten, wurde uns klar, dass ein solcher
Eisenoxid-Überzug die Erforschung der Klimageschichte des Mars behindern kann",
so McKay. "Der Überzug verändert und verschleiert die spektrale Signatur der
Carbonate."
McKay entdeckt außerdem sehr widerstandsfähige Blaualgen unter dem Überzug.
Die Forscher vermuten daher, dass der Rost auf dem Mars dafür gesorgt
haben könnte, dass vorhandenes Leben hier länger existieren konnte. "Die Organismen in
der Mojave-Wüste werden durch den Eisenoxid-Überzug vor der tödlichen
ultravioletten Strahlung geschützt", erklärt McKay. "Dieser
Überlebensmechanismus könnte auch eine Rolle gespielt haben, falls es auf der
Oberfläche des Mars einmal Leben gegeben hat."
Aus dem Orbit des Mars waren in der Vergangenheit immer wieder
meist kleinere Carbonatvorkommen nachgewiesen worden. Die neue Studie
könnte nun darauf hindeuten, dass es noch deutlich mehr Carbonatgestein auf der
Marsoberfläche gibt. Entdeckt wurden die Verbindungen aus dem Orbit durch spektrale
Untersuchungen. "Um die Häufigkeit von Carbonatablagerungen auf dem Mars und
damit die Wassermenge in der Frühzeit des Planeten besser abschätzen zu können,
müssen wir die spektralen Eigenschaften von Carbonaten untersuchen, die mit
anderen Mineralien vermischt sind", so Bishop.
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