Auf den Spuren einer kosmischen Katze
von Stefan Deiters astronews.com
20. Januar 2010
Der Nebel NGC 6334 erinnert ein wenig an den Pfotenabdruck
einer Katze. Mit dem Wide Field Imager am 2,2 Meter MPG/ESO-Teleskop in
La Silla haben sich Astronomen nun quasi auf Spurensuche begeben. Heute
veröffentlichte die ESO ein eindrucksvolles neues Bild dieses Katzenpfotennebels.
Er wurde erstmals von John Herschel während eines Aufenthalts in Südafrika
beobachtet.
Der neue Blick auf den Katzenpfotennebel NGC
6334.
Bild: ESO [Großansicht] |
Viele Objekte am Himmel haben mit der Zeit Spitznamen erhalten.
Beim Katzenpfotennebel (NGC 6334) ist auf den ersten Blick klar, warum das
Sternentstehungsgebiet im Sternbild Skorpion diesen Namen bekommen hat. Das
leuchtende Gas erinnert an den Tatzenabdruck einer riesigen kosmischen Katze. In
dieser Region aus Gas und Staub in der Nähe des Zentrums der Milchstraße
entstehen unzählige massereiche Sterne. Die europäische Südsternwarte ESO hat
heute ein neues Bild des Nebels veröffentlicht.
Der Katzenpfotennebel wurde von John Herschel, dem Sohn des Uranus-Entdeckers
Wilhelm Herschel, 1837 während eines Aufenthaltes in Südafrika entdeckt. Obwohl
er eines der größten Teleskope der damaligen Zeit zur Verfügung hatte, sah
Herschel offenbar nur den hellsten Teil der Gaswolken, im Bild unten links.
Der Nebel in rund 5.500 Lichtjahren Entfernung erscheint am Himmel größer als
der Vollmond. Die gesamte Wolke hat einen Durchmesser von rund 50 Lichtjahren.
Der Nebel erscheint rötlich, weil die blauen und grünen Anteile des Lichtes
effektiver von Partikeln gestreut und absorbiert werden, die sich zwischen der
Erde und dem Nebel befinden. Das rote Licht stammt von Wasserstoffgas, das durch
die intensive Strahlung von heißen jungen Sternen zum Leuchten angeregt wird.
NGC 6334 gehört mit zu den aktivsten Sternentstehungsregionen für massereiche
Sterne und wurde von Astronomen daher gründlich untersucht. Im Nebel verbergen
sich zahlreiche innerhalb der letzten paar Millionen Jahre geborene, helle
bläuliche Sterne, jeder mit einer Masse, die etwa der zehnfachen Masse unserer
Sonne entspricht. Auch viele andere junge Sterne verbergen sich hier hinter
dichtem Staub, was ihre Untersuchung schwierig macht. Insgesamt
vermuten die Astronomen, dass sich einige zehntausend Sterne im Katzenpfotennebel befinden.
Interessant auf der Aufnahme ist auch eine rötliche, blasenförmige Struktur im rechten unteren
Bildbereich. Entweder hat hier ein Stern am Ende seines nuklearen Lebens
Material mit großer Geschwindigkeit ins All abgestoßen oder es handelt sich um
die Überreste einer Supernova-Explosion.
Das neue Bild des Katzenpfotennebels wurde aus Aufnahmen des Wide Field Imagers zusammengesetzt, ein Instrument, das am 2,2 Meter MPG/ESO-Teleskop im
chilenischen La Silla montiert ist. Die Aufnahmen wurden mit Blau-,
Grün- und Rot-Filtern gemacht, sowie mit einem Spezialfilter für das Licht des
glühenden Wasserstoffgases.
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