Göttinger Schüler untersuchten Doppelsternsystem
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
12. November 2009
Schüler an zwei Göttinger Gymnasien haben mit einem Teleskop
der Universität Göttingen in den USA ein halbes Jahr lang die Umlaufperiode
eines Doppelsternsystems in 1000 Lichtjahre Entfernung von der Erde
beobachtet. Ihre Ergebnisse konnten sich offenbar sehen lassen. Sie erscheinen
in diesem Monat in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics.

Das MONET/Süd-Teleskop der Universität Göttingen
in Südafrika vor dem Nachthimmel mit der
Milchstraße.
Foto: S. Potter/SAAO |
In der Arbeitsgemeinschaft Astrophysik am Max-Planck-Gymnasium forschten
unter Anleitung des Physiklehrers Jens Diese die Oberstufenschüler
Alexander-Maria Ploch und Joschua Zachmann sowie Sang Paik vom
Felix-Klein-Gymnasium. Betreut wurden sie von Prof. Dr. Klaus Beuermann und Dr.
Frederic Hessman vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen in
Zusammenarbeit mit Dr. Axel Schwope vom Astrophysikalischen Institut Potsdam.
Von Januar bis Juni 2009 nutzte die Gruppe das Teleskop am
McDonald-Observatorium in Austin, Texas per Fernsteuerung über das Internet. Die
Schüler beobachteten die wechselnde optische Helligkeit des Doppelsternsystems
EK Ursae Majoris, das aus einem massereichen, sehr kleinen Weißen Zwerg und
einem normalen Stern besteht. Aufgrund seiner enormen Anziehungskraft entzieht
der Weiße Zwerg dem Stern gasförmige Materie. Beide Sterne sind auch helle
kosmische Röntgenquellen.
Durch den Materieaustausch ändert sich die Helligkeit der Sterne sowohl
innerhalb von Minuten als auch periodisch über eine Umlaufzeit der beiden Sterne
umeinander von knapp zwei Stunden. Den Schülern gelang es, mithilfe der
Helligkeitsmessungen die Umlaufperiode und damit die jeweilige Orientierung der
beiden Sterne zueinander genau zu bestimmen. Ihre Daten erlauben auch eine
Neuinterpretation der von US-amerikanischen Satelliten seit 1979 aufgenommenen
Röntgenstrahlung des Doppelsternsystems.
"Wir haben herausgefunden, dass die Umlaufperiode der beiden Sterne in den
vergangenen 30 Jahren bis auf eine halbe Millisekunde konstant war", erklärt
Teamleiter Prof. Beuermann. Die Ergebnisse erlauben einerseits Rückschlüsse auf
die Emissionsprozesse auf dem Weißen Zwerg und in seiner Umgebung, andererseits
lassen sich die Umlaufbewegungen so über rund 137.000 Perioden zurückverfolgen.
Neben der Forschung ist für Prof. Beuermann wichtig, dass die Schüler den Weg
zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung im sogenannten "peer-review"-Verfahren
kennen lernen. Dabei beurteilen externe Wissenschaftler, ob die Ergebnisse
wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen und veröffentlicht werden können.
Und dies war bei den Ergebnissen des Schulprojektes ganz offensichtlich der
Fall. Ein schöner Erfolg für das Schülerteam.
Das McDonald-Observatorium in Texas beherbergt eins von zwei Teleskopen der
Universität Göttingen, die die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung im
Jahr 2000 mit 1,4 Millionen Euro finanzierte. Das zweite steht in Südafrika,
beide haben einen Spiegeldurchmesser von je 1,20 Meter. Ziel der Stiftung war
die Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an Schulen; deshalb stehen
40 Prozent der Beobachtungszeit Schulen zur Verfügung. Die Möglichkeit, dort
über das Internet zu forschen, nutzen zurzeit rund 100 Lehrer mit ihren Schülern
in Deutschland und den USA. Die Arbeitsgemeinschaft Astrophysik am
Max-Planck-Gymnasium wird im laufenden Schuljahr mit einer neuen Schülergruppe
fortgesetzt.
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