Asteroid Nummer 2 ist ein Protoplanet
von Stefan Deiters astronews.com
15. Oktober 2009
Auch der Asteroid (2) Pallas ist ein Protoplanet, der die Zeit
seit Entstehung des Sonnensystems nahezu unbeschadet im Asteroidengürtel
überstanden hat. Zu diesem Ergebnis kam nun ein Team amerikanischer
Wissenschaftler nach Auswertung der ersten detaillierten Beobachtungen des
Asteroiden mit dem Weltraumteleskop Hubble. Pallas gleicht damit dem
Zwergplaneten Ceres und dem Asteroiden Vesta.

HST-Bild des Asteroiden Pallas.
Bild: B. Schmidt et al. / UCLA

Rekonstruktion der Oberfläche von
Pallas (links) mit einer kraterähnlichen Struktur
(Kreis). Rechts zwei Beobachtungsbilder.
Bild: B. Schmidt et al. / Science/AAAS /
UCLA [Großansicht] |
"Es war schon faszinierend, diesen ganz neuen Blick auf ein Objekt zu
bekommen, das wirklich interessant ist und zuvor noch nicht mit hoher Auflösung
vom Weltraumteleskop Hubble beobachtet wurde", erzählt Britney E. Schmidt, eine
Doktorandin am Department for Earth and Space Science der University of
California in Los Angeles. Der Asteroid (2) Pallas präsentierte sich darauf als
ein Objekt, das in dieser Form schon seit seiner Entstehung in den ersten paar
Millionen Jahren nach der Geburt des Sonnensystems existieren dürfte.
"Wir wollten nicht nur Pallas selbst verstehen, sondern die Entstehung des
Sonnensystems", so Schmidt. "Wir betrachten daher diese großen Asteroiden nicht
nur als die Grundbausteine der Planeten, sondern auch als eine Möglichkeit, eine
Momentaufnahme aus der Entstehungsgeschichte der Planeten zu studieren." Die Ergebnisse
der Forscher erschienen in der vergangenen Woche in der
Wissenschaftszeitschrift Science. "Schon die Möglichkeit, Hubble zu benutzten
und dann die Bilder auszuwerten und zu begreifen, dass sie unseren Blick auf
dieses Objekt verändern könnten, war für mich unglaublich aufregend", so
Schmidt.
Der Asteroid Pallas liegt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und
wurde am 28. März 1802 von Heinrich Wilhelm Olbers entdeckt. Benannt ist der
Asteroid nach der griechischen Göttin Pallas Athene. Der Asteroid hat einen
Durchmesser von etwas mehr als 500 Kilometern. Seine Bahn um die Sonne ist
relativ exzentrisch und außerdem vergleichsweise stark gegen die Ekliptik geneigt. Er
bewegt sich also oft relativ weit entfernt von der Ebene, in der die anderen
Planeten und Asteroiden um die Sonne kreisen.
Bei ihren Beobachtungen mit Hubble, die im September 2007
durchgeführt wurden, hatte das Team mehrere Ziele: "Wir wollten Pallas
kennenlernen - wie sieht die Oberfläche aus, welche Form hat der Asteroid, gibt
es große Einschlagkrater und andere topografische Strukturen", beschreibt
Schmidt.
Die Hubble-Bilder lieferten nun erste Hinweise zur Beantwortung
dieser Fragen. Sie zeigten hellere und dunklere Bereiche auf der Oberfläche, was
darauf hindeuten könnten, dass es auf dem Asteroiden Veränderungen im Inneren
gegeben hat, die denen auf Planeten gleichen. Er unterscheidet sich damit deutlich
von einem Brocken, der schlicht aus wasserhaltigen Mineralien und Eis
besteht.
"Was Pallas mehr wie einen Planeten erscheinen lässt, die
unterschiedlich farbigen Bereiche auf der Oberfläche und die runde Gestalt, ist entscheidend für die
Beantwortung der Frage, ob wir das Objekt immer noch so vor uns haben, wie es
einmal entstanden ist oder ob es sich dynamisch verändert hat", so Schmidt. "Wir
glauben, dass es möglicherweise ein dynamisches Objekt ist."
Schmidt und ihre Kollegen konnten auch erstmals eine Struktur auf der
Oberfläche ausmachen, die sie für einen Einschlagkrater halten. Der Einschlag,
der diesen Krater einmal geschaffen hat, könnte die kleine Familie von
Asteroiden erklären, die Pallas zugeschrieben wird. "Es gibt nur noch wenige
große Asteroiden, die als Ganzes erhalten geblieben sind", erklärt Schmidt.
"Früher gab es deutlich mehr, die meisten sind aber komplett zerstört worden."
Ein solcher Krater sei zudem auch eine gute Gelegenheit, in die Schichten unter der
Oberfläche zu blicken.
"Wenn Leute an Asteroiden denken, haben sie oft Bilder aus 'Star Wars' im Sinn,
also von kleinen Brocken, die durchs All fliegen", so Schmidt. "Aber einige
sind deutlich anders, sie haben eine eigene dynamische Entwicklung. Etwas fünf
Millionen Jahre nach Entstehung des Sonnensystems passierten auf Pallas
vermutlich äußerst interessante Dinge."
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