Die Wiedergeburt des Weltraumteleskops
von Stefan Deiters astronews.com
9. September 2009
Mission erfolgreich beendet: Heute stellten NASA und ESA die
ersten Bilder des im Frühjahr generalüberholten Weltraumteleskops Hubble vor.
Jetzt sei Hubble, so die Verantwortlichen, bereit für ein neues Jahrzehnt der
Entdeckungen. Das 19 Jahre alte Weltraumteleskop hatte im Mai unter anderem neue
Instrumente erhalten, die in den vergangenen Monaten sorgfältig getestet und
kalibriert wurden.

Die ersten Bilder von Hubble nach der
Service-Mission: Zu sehen sind der "Käfer-Nebel"
(NGC 6302, oben links), die Galaxiengruppe
Stephans Quintett (oben rechts), das Zentrum des
riesigen Kugelsternhaufen Omega Centauri (unten
links) sowie ein Blick in den Carina-Nebel, einem
turbulenten Sternentstehungsgebiet.
Bild: NASA, ESA und das Hubble SM4 ERO
Team [Großansicht] |
"Wir Europäer sind stolz, Teil dieser Mission zu sein und
gratulieren allen beteiligten Ingenieuren, Astronauten und Wissenschaftlern
von ganzem Herzen", so der ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood. Die
heutige Veröffentlichung der ersten Bilder, die das generalüberholte
Weltraumteleskop Hubble gemacht hatte, stellte so etwas wie den
krönenden Abschluss der Wartungsmission zu Hubble dar. Die Bilder zeigen Galaxien in eindrucksvollem gravitativen Wechselspiel,
einen dichten Sternhaufen, "Säulen der Schöpfung" und einen
Schmetterlings-förmigen Planetarischen Nebel.
Die neuen Hubble-Instrumente erlauben Beobachtungen in einem großen
Wellenlängenbereich, vom Ultravioletten bis ins nahe Infrarot. Außerdem sind
spektrographische Untersuchungen möglich, die eine Analyse der Elementverteilung
im All über viele Milliarden Lichtjahre hinweg ermöglichen.
"Das ist der Anfang eines neuen Hubble-Teleskops", meinte auch Ed Weiler, der
bei der NASA für die Wissenschaftsmissionen zuständig ist. "Das Teleskop hat
eine umfassende Generalüberholung bekommen und ist nun erheblich
leistungsfähiger als zuvor - damit ist es optimal ausgerüstet, weit bis in das
nächste Jahrzehnt hinein beobachten zu können."
Die neuen Instrumente sind
deutlich empfindlicher, was für die
Beobachtungsmöglichkeiten von Hubble von großer Bedeutung ist. So können
bestimmte Beobachtungen nun deutlich schneller abgeschlossen werden. "Wir könnten nicht glücklicher sein über die Qualität der Bilder der neuen
Wide Field Camera 3 (WFC3) und der reparierten Advanced Camera for Surveys
(ACS), der Spektren des Cosmic Origins Spectrograph (COS) und des Space Telescope Imaging Spectrograph (STIS)", meinte Keith Noll
vom Space Telescope Science Institute (STScI), der das
Beobachterteam leitete. "Die ersten Aufnahmen
sollten das ganze Spektrum von Hubbles neuen Möglichkeiten zeigen."
Mit der Veröffentlichung der Bilder ist nun auch endgültig klar, dass die extrem anspruchsvolle
Reparaturmission STS-125 im Mai erfolgreich war. Die Astronauten installierten
damals zwei neue Instrumente - die WFC3 und den COS - und reparierten die ACS und
den STIS. Heute wurde zudem bekannt gegeben, dass auch das Near-Infrared and
Multi-Objekt Spectrometer (NICMOS) während der vergangenen dreimonatigen Test-
und Kalibrierungsphase wieder in Betrieb genommen wurde.
"Mit der Mission wollten wir den 'Werkzeugkasten' von Hubble wieder
auffüllen, der den Wissenschaftlern auf der ganzen Welt für ihre aktuelle
Forschung zur Verfügung steht", sagte David Leckrone, ein
Hubble-Projektwissenschaftler am NASA Goddard Space Flight Center. "Vor der
Servicing Mission 4 hatten wir nur drei einzelne funktionierende
Instrumentenkanäle, jetzt haben wir insgesamt 13. Ich bin sehr stolz, sagen zu
können: Mission ausgeführt."
In den vergangenen drei Monaten waren Wissenschaftler und Ingenieure am STScI und am
Goddard Space Flight Center der NASA
damit beschäftigt, die neuen Instrumente zu testen und zu kalibrieren. Hubble
ist eines der komplexesten je gestarteten Weltraumteleskope und die Astronauten
von STS-125 haben einige Instrumente teilweise ganz neu zusammengesetzt. Die Testphase wurde nur
einmal unterbrochen, als Hubble im Juli kurz die Folgen des Einschlags
eines Kometen auf dem Gasriesen Jupiter beobachtete (astronews.com berichtete).
Hubble beginnt nun wieder mit dem wissenschaftlichen Regelbetrieb. Man
erwartet, dass der Ansturm auf die kostbare Beobachtungszeit groß sein wird. Jede
Forschergruppe, die das Teleskop nutzen möchte, muss zuvor die
Beobachtungsabsichten detailliert in einem Antrag schildern und auch begründen,
warum eine Beobachtung mit Hubble zum Erreichen der jeweiligen Ziele nötig ist.
Längst nicht Astronomen, die mit Hubble beobachten wollen, erhalten
auch Beobachtungszeit. Hubble ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA und der ESA. Durch die
Zusammenarbeit erhalten europäische Astronomen garantiert 15 Prozent der
Hubble-Beobachtungszeit.
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