Milder und feuchter Herbst erwartet
von Stefan Deiters astronews.com
4. Juni 2009
Die Entstehung und Bewegung von Wolken auf dem Saturnmond
Titan ähnelt der
von Wolkensystemen auf der Erde. Dies ergab die Auswertung von zahlreichen
Bildern des Saturntrabanten, die die Sonde Cassini in den vergangenen
Jahren gemacht hat. Es gibt allerdings einen wichtigen Unterschied: Das Wolkenbild
ändert
sich deutlich langsamer als bei uns. Für den Herbstanfang erwarten die
Forscher auf dem Titan mildes und feuchtes Wetter.
Infrarot-Aufnahme
der Südhalbkugel des Titan. Zu erkennen ist ein
Wolkensystem in der Südpolarregion. Das Bild
entstand während des Vorüberflugs von Cassini am
26. März 2007.
Bild: NASA / JPL / University of Arizona
/ University of Nantes [Großansicht] |
Seit Juli 2004 beobachten Wissenschaftler die Atmosphäre des
Saturnmondes Titan. Auf Aufnahmen der Sonde Cassini konnten sie bis Dezember
2007 mehr als 200 Wolken identifizieren. Dabei stellten sie fest, dass sich die
Wolkenverteilung im Wesentlichen an das hält, was ihre Modelle über die
Titanatmosphäre vorhersagen - mit einer Ausnahme: Das Timing scheint nicht zu
stimmen. So sind trotz des beginnenden Herbstes immer noch Wolken auf der
Südhalbkugel des Mondes zu sehen.
"Die Wolken auf Titan bewegen sich nicht so im Verlauf der Jahrszeiten wie
wir es erwartet hatten", erläutert Sebastien Rodriguez von der Université
Paris 7 - Denis Diderot. "Wir konnten zahlreiche Wolken im Sommer auf der
Südhalbkugel beobachten und dieses Sommerwetter scheint sich bis in den
frühen Herbst fortzusetzen. Das sieht ein wenig wie ein Altweibersommer auf der
Erde aus, obwohl sich die Vorgänge auf dem Titan deutlich von denen bei uns
unterscheiden. Vermutlich dürfte es auf dem Titan einen wärmeren und
feuchteren Herbstbeginn geben als von den Modellen vorhergesagt."
Auf der Erde gibt es unnormal warme Phasen im Spätsommer dann, wenn
Tiefdruckgebiete auf der Winterhalbkugel gefangen sind. Im Falle des Titan gehen
die Wissenschaftler davon aus, dass nur allmähliche Temperaturänderungen auf der
Oberfläche des Mondes sowie in der unteren Atmosphäre für das unerwartet warme
und feuchte und damit auch wolkige Wetter im Spätsommer verantwortlich sein
könnten.
Offizieller Herbstbeginn auf Titan ist im August dieses Jahres. Dann sollten
die Wolken ganz verschwunden sein. Allerdings hatten Zirkulationsmodelle für das
Wetter und Klima auf dem Saturnmond vorausgesagt, dass dies schon deutlich vor dem
Herbstbeginn geschehen und die Wolken auf der Südhalbkugel schon ab etwa
2005 weniger werden sollten. Cassini konnte allerdings bis Ende 2007 Wolken auf
der Südhalbkugel beobachten - inklusive einiger sehr aktiven Wolkengebiete in
mittleren Breiten und in Äquatornähe.
Titan ist der einzige Mond des Sonnensystems mit einer mächtigen Atmosphäre.
Das Klima auf dem Mond ist in mancherlei Hinsicht mit dem auf der Erde
vergleichbar. Allerdings reagiert die dichte Stickstoff-Methan-Atmosphäre des
Saturnmondes deutlich langsamer auf jahreszeitliche Änderungen, da sie nur etwa
einen Hundertsten Teil des Sonnenlichts erhält, das auf der Erde ankommt. Die
Jahreszeiten auf Titan sind - entsprechend der Umlaufdauer des Saturn - über
sieben Erdjahre lang.
Die Wissenschaftler werden das globale Wettergeschehen auf Titan auch weiterhin
mit der Raumsonde Cassini beobachten. Deren Mission wurde bis in den Herbst des
kommenden Jahres verlängert. Der nächste Vorüberflug an Titan ist bereits für
den kommenden Samstag vorgesehen.
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