Auftrag erfüllt - KASCADE wird abgeschaltet
Redaktion
/ Pressemitteilung des Karlsruher Instituts für Technologie astronews.com
26. März 2009
Seit 1995 misst das KASCADE-Experiment des Karlsruher Instituts für
Technologie die Zusammensetzung der kosmischen Strahlung. Durch die
detaillierten Daten konnte beispielsweise geklärt werden, wie der
geheimnisvolle Knick im Energiespektrum, das so genannte "Knie" der
kosmischen Strahlung, entsteht. Ende März wird KASCADE abgeschaltet, seine
Erfolge zuvor aber noch einmal im Rahmen eines wissenschaftlichen
Kolloquiums gewürdigt.
Über zehn Jahre lieferte KASCADE wertvolle Daten
über die kosmische Strahlung.
Bild: KIT / Markus Breig
(Forschungszentrum Karlsruhe) |
Kosmische Strahlung besteht aus (atomaren) Teilchen aus dem Weltall, die in
die Atmosphäre der Erde eindringen und auf die dort vorhandenen Gasmoleküle
treffen. Sie lösen dabei Schauer von Sekundär- und Folgeteilchen aus, die sich
kaskadenförmig zum Erdboden fortpflanzen und dort mit Hilfe von KASCADE gemessen
werden.
Kosmische Strahlung gibt es über einen extrem weiten Energiebereich von sehr
kleinen Energien bis über 1020 Elektronenvolt, einer Energie, die um
Größenordnungen höher ist als alles, was die größten irdischen
Teilchenbeschleuniger erzeugen können. Der Fluss der kosmischen Strahlung nimmt
mit steigender Energie sehr schnell ab. Bis zu einer Energie von rund 1015
Elektronenvolt folgt die Häufigkeit einem Potenzgesetz, oberhalb dieser Energie
nimmt sie noch einmal deutlich stärker ab. So wird das so genannte Knie der
kosmischen Strahlung, ein "Knick" im Energiespektrum, erkennbar.
Das Karlsruher Luftschauer-Experiment KASCADE (KArlsruhe Shower Core and
Array DEtector) misst die hochenergetische Komponente der kosmischen
Strahlung im Energiebereich zwischen 1014 und 1017
Elektronenvolt, also genau in dem Bereich, in dem dieses "Knie" liegt. Als
erstes Experiment weltweit konnte KASCADE aus den gemessenen Daten das
Energiespektrum der hochenergetischen Komponente der kosmischen Strahlung in
Spektren einzelner Massen auflösen.
Diese bisher präziseste Messung der kosmischen Strahlung verbesserte
signifikant das astrophysikalische Verständnis über die Quellen, die
Beschleunigung und den Transport der kosmischen Teilchen in unserer Galaxis.
"Für den gemessenen Energiebereich wurde eine Gleichverteilung der kosmischen
Strahlung über den gesamten beobachteten Himmelsausschnitt festgestellt", fasst
Dr. Andreas Haungs, Projektleiter für KASCADE-Grande am Institut für Kernphysik
des Karlsruher Instituts für Technologie, ein Ergebnis zusammen. "Das Knie der
kosmischen Strahlung kommt dadurch zustande, dass bei Energien oberhalb von 4
mal 1014 Elektronenvolt zunächst der Fluss der Wasserstoffkerne, bei
etwas höheren Energien dann auch der Fluss der Heliumkerne stark abnimmt"
KASCADE wurde bis 1996 auf einer Fläche von zunächst 200 mal 200 Meter auf
dem Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie aufgebaut. Auf dieser
Fläche stehen 252 Detektorstationen, in denen Elektronen und Myonen aus den
Luftschauern nachgewiesen werden. Außerdem kann damit die Ankunftsrichtung der
Primärteilchen bestimmt werden. Im Zentrum des Areals steht ein Zentraldetektor,
der aus 4.000 Tonnen Eisen und viel Elektronik besteht. Hier werden Energie,
Einfallsrichtung und Auftreffort von Kernteilchen aus den Luftschauern gemessen.
Ab 2002 wurde KASCADE mit 37 neuen Detektorstationen auf eine Fläche von 700
mal 700 Metern zu KASCADE-Grande erweitert. Damit wurde der Messbereich zu etwa
zehnfach höheren Energien ausgeweitet, um so das Knie für schwerere Teilchen,
wie zum Beispiel für Eisenkerne, nachzuweisen. Die Messphase von KASCADE und
KASCADE-Grande läuft nun aus. Längere Messungen würden die Statistik der
gewonnenen Ergebnisse kaum noch verbessern. KASCADE wird aber in Teilen noch für
einige Zeit als Testexperiment zur Kalibrierung neuartiger Detektoren und
Messtechniken weiterlaufen. Die aktive Phase von KASCADE und KASCADE-Grande wird
am 30. März 2009 durch ein internationales Abschluss-Symposium beendet, an deren
Ende die Lichtinstallation "Cosmic Revelation" des Künstlers Tim Otto Roth einen
dramatischen Schlusspunkt setzen soll.
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