Detaillierter Blick auf merkwürdiges Galaxienpaar
von Stefan Deiters astronews.com
18. März 2009
Dem Very Large Telescope der Europäischen
Südsternwarte ESO gelang nun ein detaillierter Blick auf ein merkwürdiges
Galaxienpaar in rund 70 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die jetzt
veröffentlichte Aufnahme birgt zudem einige Überraschungen. So sind auf ihr auch
deutlich nähere Objekte auszumachen, die während der Beobachtung durchs
Sichtfeld liefen.
In den 1960er Jahren erstellte der Astronom Halton Arp einen
Katalog mit "merkwürdigen Galaxien". Die Idee des Wissenschaftlers: Hinter
solchen ungewöhnlich erscheinenden Objekte könnte sich eine wissenschaftlich
interessante Geschichte verbergen. Eines der Objekte in Arps Katalog ist Arp
261, das jetzt vom Very Large Telescope der Europäischne Südsternwarte
ESO und dem Instrument FORS2 anvisiert wurde. Das in dieser Woche
veröffentlichte Bild enthält einige Überraschungen.
Arp 261 ist etwa 70 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und
liegt im Sternbild Waage. Das recht chaotische Erscheinungsbild von Arp
261 hat einen einfachen Grund: Hier kollidieren gerade zwei Galaxien.
Obwohl dabei in den seltensten Fälle einzelne Sterne aufeinanderstoßen,
sorgen die gewaltigen Anziehungskräfte der Objekte doch dafür, dass die
Galaxien erheblich durcheinander gewirbelt werden. Bei den
Vorläufergalaxien handelte es sich vermutlich um Zwerggalaxien, ähnlich
den Magellanschen Wolken in der Nähe unserer Milchstraße. Durch
Kollisionen von Galaxien entstehen zahlreiche neue Sterne in großen,
massereichen Sternhaufen, die auf dem Bild gut zu erkennen sind.
Die Astronomen, die die Beobachtungen machten, interessierten sich
eigentlich gar nicht für Arp 261, sondern für ein Objekt, das sich
rechts vom hellsten Bereich von Arp 261 und fast in der Bildmitte
befindet. Es handelt sich dabei um die Supernova SN 1995N, die eine
äußerst ungewöhnliche Supernova war. Sie entstand durch den Kollaps
eines massereichen Sterns und wurde nach dem Aufleuchten nur sehr
allmählich wieder schwächer. Sie ist zudem eine von nur wenigen
Supernovae, die im Röntgenbereich beobachtet wurden. Die Astronomen
vermuten, dass die ungewöhnlichen Eigenschaften etwas mit den
Umgebungsbedingungen des explodierten Sterns zu tun haben: Das ins All
geschleuderte Material traf schnell auf anderes Material, was dadurch
aufgeheizt wurde und Röntgenstrahlen aussandte.
Doch auch andere Objekte lassen sich noch auf dem Bild entdecken: So finden
sich zwei Asteroiden auf der Aufnahme, die zwischen Mars und Jupiter um die
Sonne kreisen und während der Aufnahme zufällig durch das Bild liefen. Man
erkennt sie an ihren rot-grünen Schweifen am linken und am oberen Rand des
Bildes. Die Schweife entstehen durch die Bewegung der Asteroiden während der
Beobachtung mit verschiedenen Farbfiltern. Beide Brocken dürften einen
Durchmesser von weniger als fünf Kilometern haben.
Relativ nahe ist uns auch der "helle" Stern am unteren Rand des Bildes. Hier
erscheint er recht hell, doch ist er immer noch etwa 100-mal leuchtschwächer als
ein Stern, den man mit bloßem Auge erkennen kann. Er ist etwa 500 Lichtjahre
entfernt und dürfte vermutlich unserer Sonne ähneln. Auf der rechten Bildseite
ist zudem noch ein Galaxienhaufen zu sehen, der 50- bis 100-mal weiter entfernt
ist als das Hauptobjekt des Bildes, das ungewöhnliche Galaxienpaar Arp 261.
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