Sonnenteleskop nimmt Probebetrieb auf
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Instituts für Photonische Technologien astronews.com
16. März 2009
Wenn Astronomen auf die Kanarischen Inseln fliegen, kann das durchaus auch
dienstliche Gründe haben: So entsteht auf der beliebten Urlaubsinsel
Teneriffa beispielsweise gerade ein Sonnenteleskop, das nach seiner
Fertigstellung das leistungsfähigste Teleskop seiner Art sein wird. Jetzt
wurde ein wichtiger Meilenstein erreicht: GREGOR sah erstmals die
Sonne.
Oberer Ring des GREGOR-Teleskops mit der
keilförmigen Primärfeldblende links und dem
Sekundärspiegel rechts, etwas im Hintergrund. Der
helle Fleck auf der Primärfeldblende ist das vom
kürzlich installierten Hauptspiegel erzeugte Bild
der Sonnenscheibe. Der Hauptspiegel befindet sich
links außerhalb des Bildes.
Bild: Kiepenheuer-Institut für
Sonnenphysik |
In der vergangenen Woche "sah" das Sonnenteleskop GREGOR nach dem
Einbau des Hauptspiegels am 12. März 14.55 Uhr Ortszeit erstmals die Sonne.
GREGOR wird bei seiner Fertigstellung im Jahr 2010 das leistungsfähigste
Sonnenteleskop der Welt sein und in bisher nicht gekannter Präzision viele
physikalische Parameter der Sonne vermessen können. Effekte wie Eruptionen,
Protuberanzen und Sonnenflecken sollen sich dann noch besser erklärt lassen.
Das Sonnenteleskop GREGOR auf der Kanarischen Insel Teneriffa sah
zum ersten Mal Sonnenlicht um 14.55 Uhr WEZ am 12. März 2009. Das erste Bild
zeigte das von dem 1,0 Meter-Hauptspiegel in seiner Brennebene erzeugte Bild der
Sonne auf einer Feldblende. Damit wird zum ersten Mal der gesamte optische Weg
von der Sonne beleuchtet. Dieser Moment leitet die Endphase der Integration von
Teleskop und seinen Instrumenten ein, welche im Sommer 2010 abgeschlossen sein
wird.
Das Teleskop GREGOR wird bei seiner Fertigstellung das
leistungsfähigste Sonnenteleskop der Welt sein. Mit dem Einbau eines
Hauptspiegels mit einem Meter Durchmesser hat der Probebetrieb des Teleskops
begonnen. Der jetzt eingebaute Hauptspiegel ist aus Siliziumkarbid, einem
Material welches durch seine gute Wärmeleitung für die Sonnenbeobachtung
besonders gut geeignet ist. Noch nie ist ein so großer Spiegel aus
Siliziumkarbid als Hauptspiegel für ein Sonnenteleskop verwendet worden. Während
der Zeit bis zum Einbau des endgültigen Hauptspiegels mit 1,5 Meter Durchmesser
im Frühjahr 2010 werden am Observatorium viele Tests des Teleskops, seiner
Infrastruktur und der wissenschaftlichen Instrumente sowie Aktivitäten zur
Vorbereitung der wissenschaftlichen Beobachtung durchgeführt.
GREGOR wird mit einer Vielzahl an wissenschaftlichen Instrumenten
ausgestattet sein. Diese ermöglichen es, mit bis dahin noch nicht gekannter
Präzision viele physikalische Parameter der Sonne, insbesondere ihr Magnetfeld,
zu vermessen. Von den Beobachtungen mit dem neuen Teleskop erhoffen sich die
Wissenschaftler neue Informationen über die verschiedenen Schichten der
Sonnenoberfläche wie Photosphäre und Chromosphäre liefern. Effekte wie
Eruptionen, Protuberanzen und Sonnenflecken werden, so die Hoffnung, besser als
bisher erklärt werden können. Und auch Vorhersagen über Ausbrüche von Materie
von der Sonnenoberfläche, die Satelliten im Weltall gefährden können, aber bei
großen Ausbrüchen auch auf der Erde Auswirkungen haben, sollten durch die Daten
präziser erfolgen können.
Um eine hohe Bildschärfe zu gewähren, wird GREGOR von Anfang an mit
einer Adaptiven Optik ausgestattet sein. Die Adaptive Optik kompensiert die von
der Erdatmosphäre erzeugten Schlieren, welche das Sonnenbild unscharf machen,
und erlaubt so erst die hohe räumliche Auflösung von bis zu 50 km auf der
Sonnenoberfläche. Alle wissenschaftlichen Instrumente und die adaptive Optik
werden in der Zeit des Probebetriebs eingebaut und getestet. Kontrollsystem und
Datenverarbeitung werden intensiv erprobt, um die Aufnahme des
wissenschaftlichen Betriebs nach der Lieferung und dem Einbau des endgültigen
1,5 Meter-Hauptspiegels rasch zu ermöglichen.
Während des Probebetriebs werden ebenfalls Tests der für die Sonnenteleskope
besonders wichtigen Kühlung durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Messungen werden
auch für die Entwicklung des geplanten europäischen Sonnenteleskops EST mit
einem 4 Meter-Hauptspiegel verwendet. GREGOR wird aber nicht nur die
Sonne beobachten, sondern auch nachts betrieben werden. Es sollen sonnenähnliche
Sterne in langen Messreihen untersucht werden, die an anderen, großen
Nachtteleskopen nicht möglich sind.
Das GREGOR-Teleskop wurde vom Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik
in Freiburg, dem Astrophysikalischen Institut Potsdam, dem Institut für
Astrophysik Göttingen und dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
errichtet. Es befindet sich am Observatorio del Teide des Instituto Astrofisica
des Canarias (IAC) auf der Kanarischen Insel Teneriffa.
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