Blick auf den Rand der nördlichen Polkappe
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
9. März 2009
Neue jetzt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) veröffentlichte Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
Sonde Mars Express zeigen den südlichen Rand der Nordpolarregion des roten Planeten.
Die Gegend ist geprägt von der mächtigen Eiskappe des Mars und von tief
eingeschnittenen Gräben.
Senkrechte Farb-Draufsicht auf das Gebiet Rupes
Tenuis. In ihr heben sich mehrere tausend
Quadratkilometer große Eisflächen deutlich von
der eisfreien Umgebung ab. Zum Zeitpunkt der
Aufnahme am 29. Juli 2008 herrschte am
Mars-Nordpol Herbst; gegenwärtig liegt der
Nordpol im Dunkel der Polarnacht.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum)
[Gesamtansicht] |
Aus den nördlichen Tiefebenen des Mars erhebt sich die Polkappe des Mars
abrupt um mehr als zweitausend Meter. Am 29. Juli 2008 nahm die vom Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene hochauflösende Stereokamera
(HRSC) auf der ESA-Raumsonde Mars Express einen Ausschnitt der Region
Rupes Tenuis am südlichen Rand der Nordpolregion auf. Die Abbildungen aus Orbit
5.872 zeigen hiervon einen Ausschnitt bei 81 Grad nördlicher Breite und 297 Grad
östlicher Länge mit einer Bildauflösung von circa 40 Metern pro Bildpunkt.
Das Eis der beiden Polkappen des Mars bildet das größte heute
bekannte Wasservorkommen des roten Planeten. Daten des
MARSIS-Radarexperiments (Mars Advanced Radar for Subsurface and
Ionosphere Sounding) an Bord von Mars Express haben
gezeigt, dass die Dicke (Mächtigkeit) sowohl der Eiskappe des Nordpols
als auch des Südpols stellenweise mehr als 3.500 Meter erreicht. Das
jetzt veröffentlichte Bild zeigt ein etwa 44.000 Quadratkilometer großes
Gebiet. Das entspricht etwa der Größe der Niederlande. Am unteren
Bildrand ist ein kleiner Teil des Chasma Boreale zu erkennen, ein großer
talförmiger Einschnitt, der sich mehrere hundert Kilometer weit
spiralförmig in die Polkappe des Mars erstreckt.
Der Mars dreht sich, wie auch die Erde, um eine mehr als 20 Grad
gegenüber der Bahnebene des Planeten geneigte Rotationsachse, die
ausgeprägte Jahreszeiten mit sich bringt. Dies sorgt auch dafür, dass
die beiden Polkappen aus Eis im jeweiligen Winter wachsen, sich in
Richtung der gemäßigten Breiten ausdehnen und entsprechend mit Einsetzen
des Frühlings wieder schrumpfen. Während der warmen Jahreszeit
sublimiert vor allem das in dünnen, wenige Zentimeter bis Dezimeter
dicken Schichten aufgelagerte, gefrorene Kohlendioxid-Eis. Es geht also
direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über und entweicht in die
Atmosphäre.
Der harte Wassereis-Kern der Pole bleibt als Eiskappe zurück. Das
Wechselspiel von Ablagerungen dunklen Materials (vor allem Staub) und
der Bildung neuer Schnee- und Eisschichten im Winter führt zur Bildung
einer deutlich erkennbaren Wechsellagerung, den so genannten
geschichteten Polarablagerungen (englisch "polar layered deposits",
rectes unteres Viertel der Gesamtansicht). Zum Zeitpunkt der Aufnahme
herrschte am Mars-Nordpol Herbst.
Am oberen Bildrand ist deutlich ein mehr als hundert Kilometer langer
Einschnitt zu erkennen. Einschnitte dieser Art sind fast überall am Rand
der Polkappen zu finden und reichen spiralförmig mehrere hundert
Kilometer weit in die Polkappen hinein. Die Prozesse, die zur Entstehung
dieser Strukturen geführt haben, sind noch nicht vollständig geklärt.
Auch Chasma Boreale ist ein solcher Einschnitt, der am unteren Bildrand
noch zu erkennen ist.
Die beiden kleinen, kegelförmigen Erhebungen (am linken Bildrand oben
und etwa in der Mitte) im südlich vorgelagerten Tiefland wurden lange
Zeit als Vulkankegel interpretiert. Neueste Daten lassen aber auch den
Schluss zu, dass es sich um Reste von erodierten Bergen handeln könnte,
die zum Teil aus verwitterungsresistentem Material bestehen, das einst
diese Region bedeckt hat.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der
Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator
(PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die
technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen hatte,
geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32
Institutionen und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Die systematische
Prozessierung der Daten erfolgt am DLR. Die Darstellungen wurden vom
Institut für Geologische Wissenschaften der FU Berlin in Zusammenarbeit
mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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Mission Mars - die
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Planeten Mars
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