Blick auf Mangala Fossae
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
29. September 2008
Jetzt veröffentlichte Bilder der in Deutschland entwickelten
Stereokamera HRSC an Bord der europäischen Marssonde Mars Express
zeigen die Region Mangala Fossae auf dem Roten Planeten. Zu sehen sind
eindrucksvolle Bruchstrukturen in der Marskruste. Möglicherweise könnte sich
hier das Quellgebiet der Mangala Valles befinden.
Diese direkte
Farb-Draufsicht der Mangala Fossae wurde aus dem
senkrecht blickenden Nadirkanal und den
Farbkanälen der HRSC erstellt. Die Region Mangala
Fossae, die sich im Marshochland am Beginn eines
etwa tausend Kilometer nach Norden verfolgbaren
Talsystems befindet, wurde am 21. März 2007
während Orbit 4117 aus einer Höhe von etwa 275
Kilometern über der Marsoberfläche aufgenommen.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Die Region Tharsis ist eine riesige Aufwölbung der Marskruste mit dem höchsten Vulkan des Sonnensystems, dem Olympus Mons. Südwestlich dieses vulkanischen Gebiets liegen die etwa tausend Kilometer langen, von Süden nach Norden verlaufenden Ausflusstäler der Mangala Valles. Die ESA-Sonde
Mars Express nahm mit der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen hochauflösenden Stereokamera HRSC einen Ausschnitt der Mangala Fossae-Region bei 17 Grad südlicher Breite und 213 Grad östlicher Länge auf. Die Bilder mit einer Auflösung von 13 Metern pro Pixel zeigen den südlichen Teil dieser Region, in der die Marskruste ein System von Bruchstrukturen aufweist und sich das mögliche Quellgebiet der Mangala Valles befindet. Die Aufnahmen entstanden am 21. März 2007 während des 4117. Orbits von
Mars Express.
Die Täler sind höchstwahrscheinlich durch katastrophale Flutereignisse entstanden, bei denen große Wassermassen aus dem Untergrund mobilisiert wurden und mit enormer erosiver Kraft ausströmten. Ursache dieser Flutereignisse könnten Gesteinsschmelzen gewesen sein. Sie sind in Mangala Fossae aufgedrungen
und schmolzen die große Mengen gefrorenen Grundwassers in kürzester Zeit auf.
Dieses Wasser floss dann über die Oberfläche ab.
Der westliche Teil der Region ist auffallend eben und zeigt nur kleinste Krater. Die größeren Einschlagkrater hingegen fehlen. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass das Gebiet geologisch relativ jung ist und wahrscheinlich von basaltischen Laven überflutet wurde (unter
Bereich des Bildes). Basalt ist ein oft dünnflüssiges Vulkangestein, das arm an Silikaten (Verbindungen aus Silizium, Sauerstoff und Metallen) ist. Basalte kommen auch auf der Erde häufig vor, beispielsweise in großflächigen, so genannten Basaltdecken in Indien, Brasilien und auf den Ozeanböden.
Ursprung dieser Flutbasalte in Mangala Fossae ist vermutlich die im Osten gelegene Vulkanregion Tharsis. Stellenweise ist die Grenze der bis zu 100 Meter dicken Lavadecke zum Hochland hin als scharfe Linie deutlich zu erkennen (im
Bild rechts unten).
Zwei etwa 30 Kilometer große Einschlagkrater, deren östliche Flanken vermutlich im Zuge der Flutereignisse erodiert wurden, sind ebenfalls zu einem Teil von Lava geflutet worden (etwas
links der Bildmitte). Sie sind somit älter als die Flutbasalte.
Im Südosten, am linken oberen Bildrand, befinden sich mehrere parallel zur Hangneigung aufgereihte Einsturztrichter,
die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht erscheinen. Solche Strukturen kommen
zustande, wenn unterhalb der Oberfläche Material wegtransportiert wird und sich
Hohlräume bilden. Stürzen diese Hohlräume unter der Last der Decken punktuell
ein, so bilden sich an der Oberfläche derartige Einsturzkessel.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen hatte, geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren
aus 32 Institutionen und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung Neukums entwickelt und in
Kooperation mit industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Die systematische Prozessierung
der Daten erfolgt am DLR. Das Bild wurden vom Institut für Geologische Wissenschaften der FU Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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