Marslander fotografiert Staubteufel
von Stefan Deiters astronews.com
15. September 2008
Der Marslander Phoenix hat in der vergangenen Woche
mehrere sogenannte Staubteufel beobachtet, die an der Landestelle vorübergezogen
sind. Die Wissenschaftler hatten erwartet, dass in der Region solche kleinen
Wirbelwinde auftreten. Bislang war es aber nicht gelungen, sie auch zu
fotografieren. Gefährlich für den Lander dürften die Staubteufel nicht sein.
Einer der von
Phoenix beobachteten Staubteufel. Er ist auf dem
ersten Bild rund 1.000 Meter entfernt, auf dem
letzten 1.700 Meter und hat einen Durchmesser von
rund fünf Metern. Der zeitliche Abstand zwischen
dem ersten und letzten Bild beträgt rund
zweieinhalb Minuten.
Bild: NASA / JPL-Caltech / University of
Arizona / Texas A&M University [Großansicht] |
Die Surface Stereo Imager-Kamera von Phoenix
hatte am 8. September zur örtlichen Mittagszeit insgesamt 29 Aufnahmen des
westlichen und südwestlichen Horizonts gemacht. Als das Phoenix-Team
die Bilder am nächsten Tag auswertete, erkannten sie sofort einen Staubteufel
auf den Aufnahmen. "Es war schon überraschend, dass wir den Staubteufel so
deutlich erkennen konnten, obwohl wir die Bilder nur ganz normal bearbeitet
hatten", freute sich Mark Lemmon von der Texas A&M University in
College Station, der verantwortliche Wissenschaftler für die Kamera. "Nachdem
wir die ersten auf einigen Bilder ohne weiteres erkannten, haben wir nach
zusätzlicher Bildbearbeitung noch mehr entdeckt. Insgesamt sind auf zwölf
Aufnahmen Staubteufel zu sehen."
Auf den Bildern sind mindestens sechs verschiedene Typen dieser
kleinen Wirbelwinde zu erkennen, die einen Durchmesser zwischen zwei und
fünf Metern haben. Einige sind auch auf mehreren Bildern auszumachen.
"Wir sind nun gespannt, ob wir in den nächsten Tagen und Wochen noch
mehr davon zu sehen bekommen, oder ob dies ein einmaliges Ereignis war",
so Lemmon.
Diese Mars-typischen Wirbelwinde stellen nach Ansicht des Phoenix-Teams
keinerlei Gefahr für die weitere Mission des Marslanders dar: "Wegen der dünnen
Marsatmosphäre ist die Belastung durch die Winde dieser Staubstürme deutlich
innerhalb der Toleranzen, für die der Lander konstruiert wurde", so Ed Sedivy,
Phoenix-Programmmanager bei Lockheed Martin Space Systems, die den
Lander gebaut hat.
Phoenix misst auch regelmäßig den Luftdruck in der Umgebung.
Bei Durchsicht der Daten des Tages, an dem die Staubteufel fotografiert
wurden, stellten die Wissenschaftler ein deutliches Absinken des
Luftdrucks fest. Die Änderung war zwar geringer als die
Luftdruckschwankungen zwischen Tag und Nacht, doch ereignete sie sich
über einen deutlich kürzeren Zeitraum. "Während der ganzen Mission haben
wir immer wieder Wirbelstrukturen entdeckt, durch die der Druck zur
Mittagszeit für 20 bis 30 Sekunden abgefallen ist", erklärt Peter Taylor
von der York University im kanadischen Toronto. "In den letzten
Wochen hat sich die Intensität verstärkt und nun sind die Wirbel
offenbar stark genug, um auch Staub mitzureißen."
Entscheidend für die Zunahme der Intensität der Wirbelwinde sind nach
Ansicht der Forscher die nun stärkeren Unterschiede zwischen Tag- und
Nachttemperaturen in der Region. Während tagsüber immer noch
Höchsttemperaturen von rund minus 30 Grad Celsius herrschen, sind die
Nachttemperaturen schon ein paar Grad gefallen und erreichen nun fast
minus 90 Grad Celsius.
Aus Bildern von Sonden im Marsorbit hatten die Wissenschaftler schon
Hinweise darauf, dass es in der Nordpolarregion Staubteufel geben kann.
"Wir haben sie erwartet", so Phoenix-Projektwissenschaftler Leslie
Tamppari vom NASA Jet Propulsion Laboratory. "Wir wissen
allerdings nicht, wie häufig sie sind. Vielleicht hatte Phoenix
nur Glück, welche zu beobachten. Wir werden aber weiter nach ihnen
Ausschau halten." Die Staubteufel, die Phoenix fotografiert
hat, sind deutlich kleiner als die Exemplare, die der Marsrover
Spirit in der Nähe des Marsäquators beobachtet hatte.
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