Ein Krater im Gebiet Mamers Valles
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
16. Mai 2008
Heute veröffentlichte Bilder der europäischen Sonde Mars
Express erlauben einen Blick auf eine Region zwischen dem südlichen
Marshochland und den nördlichen Tiefebenen des roten Planeten. Sie zeigen einen
kreisförmigen, etwa 30 Kilometer großen Krater, auf dessen Grund Fließstrukturen
zu erkennen sind. Diese könnten von Blockgletschern stammen.
Am 5. August
2006 überflog die ESA-Sonde Mars Express während
Orbit 3304 in etwa 340 Kilometern Höhe über das
Gebiet Mamers Valles, eine nördlich des Äquators
gelegene Übergangszone zwischen südlichem
Hochland und den nördlichen Tiefebenen des Mars.
Norden ist rechts im Bild.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Vergrößerte
Gesamtansicht] |
Auf einer Strecke von mehr als tausend Kilometern Länge bilden die
Mamers Valles ein Netz von Taleinschnitten im Westen von Deuteronilus Mensae.
Das Gebiet befindet sich an der Grenze zwischen dem südlichen Marshochland und
den nördlichen Tiefebenen, einer geologisch abwechslungsreichen und
wissenschaftlich interessanten Region. Einen Teil dieses Gebiets nahm die vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene hochauflösende
Stereokamera HRSC auf der ESA-Raumsonde Mars Express mit einer
Auflösung von etwa 14 Metern pro Bildpunkt auf.
Die jetzt veröffentlichten Bilder, zeigen eine Region bei bei 39 Grad
nördlicher Breite und 17 Grad östlicher Länge. Zu sehen ist ein kreisförmiger,
etwa 30 Kilometer großer und bis zu 1.400 Meter tiefer Einschnitt südlich von
Mamers Valles, auf dessen Grund Fließstrukturen zu erkennen sind, die von so
genannten Blockgletschern herrühren könnten. Blockgletscher sind Eisströme mit
einem hohen Anteil Felsschutt.
Der Übergang zwischen Hoch- und Tiefland auf dem Mars ist durch eine Vielzahl
tief eingeschnittener und breiter, zum Teil labyrinthartiger Täler und
Tiefebenen gekennzeichnet, aus denen einzelne, ein- bis zweitausend Meter hohe
Berge und von der Erosion verschonte "Inseln" des abgetragenen Hochlands
herausragen. Ein kleiner Teil des Talsystems ist noch am nordöstlichen Bildrand
(rechts unten) sichtbar. Solche Gebiete auf dem Mars werden gewöhnlich als "fretted
terrain" bezeichnet, einem englischen Begriff, der darauf hindeutet, dass die
Landschaft stark von Verwitterungsprozessen geprägt ist und in dem auch zum
Ausdruck kommen soll, dass sich die Erosion in das bestehende, ältere
Marshochland hineingefressen hat.
An der ebenen Basis der Vertiefungen sind viele auffällig gewundene und dem
Gefälle folgende Strukturen zu sehen, die darauf hindeuten, dass an diesen
Stellen ein Medium geflossen ist. Diese Fließstrukturen werden allgemein als
Ströme von Schuttmaterial und Eis interpretiert und ähneln an ihrer Oberfläche
Landschaftsformen, die auf der Erde als Blockgletscher bekannt sind und
beispielsweise in der Antarktis auftreten.
In Blockgletschern "kriecht" eine Mischung aus Gesteinsblöcken und Eis
langsam den Hang hinab. In den Bildern der HRSC finden sich zahlreiche Hinweise
auf Blockgletscher, deren Existenz auf dem Mars seit langen vermutet wird. Die
Untersuchung der geographischen Verbreitung der Blockgletscher über den ganzen
Planeten und die Bestimmung ihres Alters anhand von Einschlagkratern, die sich
auf ihren Oberflächen befinden, könnte wichtige Hinweise über die
Klimageschichte des Planeten liefern.
Bei den vereinzelten Erhebungen im Inneren der Vertiefung könnte es sich
entweder um Restberge oder in das Innere transportierte große Gesteinspakete
handeln, die sich von der Flanke der Senke gelöst haben. Das Marshochland in der
Umgebung der runden Senke ist sehr wahrscheinlich aus Basalten aufgebaut, einem
auch auf der Erde häufigen Vulkangestein. Darauf deuten so genannte "Runzelrücken"
hin, die beim Erkalten von Lavaströmen entstehen (im Bild links, mittig).
Bei dem dunklen Material, das an einer Stelle im Südosten des Kessels
auffällt (Krater unten) könnte es sich um Staub und Sand unbekannten Ursprungs
handeln, die vom Wind dorthin verfrachtet wurden. Die Daten für die Bilder
wurden alle am 5. August 2006 während eines einzigen Überflugs von Mars Express
mit den neun Kanälen der High Resolution Stereo Camera (HRSC) in Orbit
3304 aufgezeichnet.
Das Kameraexperiment HRSC wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr.
Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Institutionen und zehn Nationen. Die
Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und
in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin betrieben. Die systematische Prozessierung der Daten
erfolgt am DLR. Die jetzt veröffentlichten Bilder wurden von der PI-Gruppe am
Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin in
Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten
Mars Express, Missionswebseite bei astronews.com
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