Ein Nebel, zwei Supernovae
von Stefan Deiters astronews.com
28. Januar 2008
Eine neue Aufnahme des Gemini South-Teleskops zeigt
den eindrucksvollen Nebel DEM L136 in der Großen Magellanschen Wolke. Das
erdnussförmige Objekt in 160.000 Lichtjahren Entfernung erscheint wie ein
einziger Überrest einer Supernova-Explosion. In Wirklichkeit aber dürfte es sich
hier um die Gas- und Staubwolken zweier Supernovae handeln, die auch noch
unterschiedlichen Typs waren.

Die beiden Supernova-Überreste DEM L136.
Bild: Gemini Observatory / Multi-Object
Spectrograph (GMOS-South)[Großansicht] |
Die jetzt veröffentlichten Bilder des Gemini South-Teleskops
zeigen eindrucksvoll die Gas- und Staubschwaden in den noch immer expandierenden
Überresten der beiden Sternenexplosionen. Das Objekt DEM L136 wurde erstmals
Anfang der 1970er Jahre beobachtet und als Supernova-Überrest klassifiziert.
Supernovae, also die Explosionen von massereichen Sternen oder Weißen Zwergen,
spielen im Universum eine wichtige Rolle, weil sie für die Verteilung von
schweren Elementen verantwortlich sind, die im Inneren von Sternen entstehen.
Die Explosion der Sterne, die für DEM L136 verantwortlich sind, hätte man vor
einigen Zehntausend Jahren beobachten können.
"Die eindrucksvollen Details dieser Gemini South-Beobachtungen
zeigen die komplexe Struktur der Stoßwellen dieser beiden Supernova-Überreste",
erläutert Dr. Rosa Williams von der Columbia State University, die das
Objekt intensiv studiert hat. "Die Daten sind ein wichtiger Schritt zum
Verständnis dieses Paares, von dem immer noch unklar ist, ob sie nur zufällig am
Himmel nebeneinander liegen oder ob es tatsächlich eine physikalische Verbindung
zwischen ihnen gibt."
Beobachtungen aus der jüngsten Vergangenheit mit den Weltraumteleskopen
Chandra und XMM-Newton deuteten darauf hin, dass es sich bei der
eigentümlich geformten Wolke um die Überreste von zwei Supernova-Explosionen
handelt, die nur zufällig und von der Erde aus gesehen hintereinander
liegen. Die Alternative, dass es sich um den Überrest einer Sternenexplosion
handelt, dessen Gas- und Staubwolken sich ungleichförmig ins All ausbreiten,
scheint damit unwahrscheinlicher zu werden.
Die Daten von Chandra haben nämlich ergeben, dass sich die chemische
Zusammensetzung der beiden Teile von DEM L316 deutlich unterscheidet, was auf
verschiedenen Suernova-Typen hindeutet. So findet sich in der kleineren Wolke
(auf der linken Seite) deutlich mehr Eisen als in der größeren Wolke. Der hohe
Anteil von Eisen könnte nach Ansicht der Wissenschaftler dafür sprechen, dass
das Gas aus einer Supernova Ia-Explosion stammt, die entsteht, wenn ein Weißer
Zwerg große Mengen an Material von einem Begleitstern aufnimmt und schließlich
explodiert.
Im Gegensatz dazu dürfte für den größeren Wolkenteil eine Supernova vom Typ
II verantwortlich sein, also die Explosion eines Sterns, der mehr als die
siebenfache Masse unserer Sonne hatte. Weiße Zwerge sind Endprodukte der
Sternentwicklung und somit sehr alte Objekte, während massereiche Sterne ihren
nuklearen Brennstoff sehr schnell verbrauchen und schon nach wenigen Millionen
Jahren explodieren können. Wegen des großen Altersunterschiedes der
Vorgängerobjekte halten es die Astronomen für sehr unwahrscheinlich, dass die
beiden explodierten Sterne Teil eines Systems sind.
Die Große Magellansche Wolke ist vermutlich eine Satellitengalaxie der
Milchstraße in rund 160.000 Lichtjahren Entfernung. Beide Wolken von DEM L136
liegen in der Großen Magellanschen Wolke und erstrecken sich über eine Distanz
von rund 140 Lichtjahren.
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