Unterstützung für Jedermann-Teleskop
von Stefan Deiters astronews.com
7. Januar 2008
Der Plan klingt faszinierend: Bis 2014 soll in den
chilenischen Anden ein großes Teleskop entstehen, das den kompletten Himmel
innerhalb von nur wenigen Tagen detailliert abbilden kann und dies wieder und wieder
tun soll. Die Daten des Teleskops sollen sofort und ohne Beschränkung jedermann
zur Verfügung stehen. Jetzt erhielt das Projekt eine Unterstützung von 30 Millionen Dollar
- unter anderem von Microsoft-Gründer Bill Gates.

Das Large Synoptic Survey Telescope (LSST) soll bis 2014 im
nördlichen Chile entstehen. Bild:
Michael Mullen Design, LSST Corporation
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Die größten Teleskope bieten Astronomen ein unvergleichlichen
Blick auf die unterschiedlichsten Objekte im All. Sie haben nur einen Nachteil:
Jedes Objekt wird nur für kurze Zeit anvisiert, dann steht die kostbare
Beobachtungszeit wieder einem anderen Projekt zur Verfügung, das ganz andere
Ziele verfolgt. Aber auch große und detaillierte
Himmelsdurchmusterungen, die den gesamten sichtbaren Nachthimmel möglichst
detailreich abbilden, brauchen viele Jahre bis sie fertig sind. Änderungen am Himmel, die
sich innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten abspielen, sind so nicht
auszumachen.
Genau hier setzt das Large Synoptic Survey Telescope (LSST) Projekt
an: Das Teleskop, das bis 2014 auf dem Gipfel des Cerro Pachón im nördlichen
Chile entstehen soll, wird innerhalb von nur wenigen Tagen den gesamten Nachthimmel
detailliert abbilden können und dies wieder und wieder tun. Auf diese Weise
lassen sich viele kurzzeitige Phänomene wie Supernovae beobachten und entdecken, aber
auch erdnahe Asteroiden und Kuiper-Gürtel-Objekte aufspüren. Möglich soll dies
durch eine 3.200 Megapixel-Digitalkamera werden, die an dem 8,4 Meter-Teleskop
montiert sein wird.
Nun hat das Teleskopprojekt Unterstützung von potenter Seite erhalten: Der
Charles Simonyi Fund for Arts and Science sicherte dem LSST jetzt eine
Unterstützung von 20 Millionen US-Dollar zu, Microsoft-Gründer Bill Gates
versprach zehn Millionen Dollar. "LSST ist genauso einfallsreich mit seiner
Technologie wie mit seinem wissenschaftlichen Programm", begründete Gates sein
Engagement für das LSST. "Es ist ein wahres Internet-Teleskop, das jede
Nacht Terabyte an Daten für jedermann bereitstellen wird, der sich dafür interessiert. Das
Teleskop und seine Kamera sind damit ein gemeinsames Entdeckungswerkzeug für
die gesamte Menschheit."
Das LSST wird sich, so die Pläne, nämlich noch in einem anderen wichtigen
Punkt von anderen Teleskopen unterscheiden: Es soll von Anfang an eine quasi
öffentliche Einrichtung sein. Die Datenbanken und die daraus erstellten
Kataloge sind sofort für jedermann zugänglich. Bei den meisten
Großteleskopen hat das jeweilige Beobachterteam für eine bestimmte Zeit ein
exklusives Nutzungsrecht an den bei ihren Beobachtungen gewonnenen Daten.
Beim LSST ist ein ausgefeiltes Daten-Management-System geplant, das sowohl
professionellen Astronomen als auch dem interessierten Internet-Nutzer auf eine
einfache Weise die Daten zur Verfügung stellt, die benötigt werden. So sollen
Websurfer in der Lage sein, in die Daten hineinzuzoomen und so ein Objekt im
Detail zu betrachten. Auf diese Weise wird die Menge an Datenmaterial, die für
den individuellen Nutzer benötigt wird, minimiert.
Die erste Beobachtung mit dem LSST, das "First Light", ist für das Jahr 2014
geplant. Hinter dem LSST-Projekt stehen eine große Zahl von amerikanischen
Universitäten. Zum Team gehört aber auch der Internetkonzern Google Inc.
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