Die Bausteine des Universums
von Stefan Deiters astronews.com
6. September 2007
Das Weltraumteleskop Hubble und das
Infrarotteleskop Spitzer haben in großer Entfernung neun winzige
Galaxien entdeckt. Jede dieser Galaxien hat 100 bis 1.000-mal weniger Masse als
unsere Milchstraße. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie es hier mit den
Galaxien zu haben, aus denen im Laufe der Zeit die größeren Galaxien
zusammengesetzt wurden.

Das Hubble Ultra
Deep Field mit einigen der jetzt entdeckten Galaxien.
Foto: NASA, ESA und N. Pirzkal (European Space Agency/STScI) [Großansicht] |
Nach der allgemein akzeptierten Theorie über Galaxienentstehung
entstanden die großen Galaxien, die wir heute in unserer Nachbarschaft
beobachten, durch die Verschmelzung von vielen kleinen Galaxien. Neun dieser ursprünglichen
Galaxien-Bausteine glauben Astronomen nun mit Hilfe des Weltraumteleskops
Hubble entdeckt zu haben. "Dabei handelt es sich um die masseärmsten Galaxien,
die wir je direkt im Universum beobachtet haben", so Nor Pirzkal von der
European Space Agency und dem Space Telescope Science Institute.
Als Pirzkal die Daten erstmals in Augenschein nahm, hat ihn die Tatsache
überrascht, dass die geschätzten Massen der fernen Galaxien so klein waren.
Daher wurden weitere Beobachtungen mit dem Infrarotteleskop Spitzer gemacht, um
so eine präzisere
Massenbestimmung für die Neuentdeckungen zu erhalten. Spitzer bestätigte
schließlich, dass die Galaxien zu den kleinsten bislang gefundenen Bausteinen
des Universums gehören.
Der Fund bietet den Astronomen somit einen neuen Einblick in die Zeit, in der
das Universum gerade die Grundlagen für sein heutiges Aussehen legte - rund eine
Milliarde Jahre nach dem Urknall. Hubble entdeckte in den Galaxien junge blaue
Sterne, die nur einige Millionen Jahre alt sind. Diese fernen Sonnen sind
gerade dabei in ihrem Inneren aus Wasserstoff und Helium, den Elementen des
Urknalls, schwerere Elemente zu erzeugen.
"Das blaue Licht in den Hubble-Bildern hat uns gezeigt, dass es hier junge
Sterne gibt. Aber erst die Tatsache, dass Spitzer kein Licht im Infraroten
gefunden hat, zeigte uns, dass es sich hier wirklich um junge Galaxien handelt
und keine ältere Sternengeneration vorhanden ist", erklärt Sangeeta Malhotra von
der Arizona State University.
Die Galaxien wurde zuerst von James Rhoads von der Arizona State University
und Chun Xi vom Shanghai Institute of Technical Physics entdeckt. Drei der
Galaxien scheinen etwas langgezogen zu sein, was darauf hindeuten könnte, dass
sie bereits mit einer Nachbargalaxie verschmelzen, um ein größeres System zu
bilden. Die Astronomen fanden die Galaxien im Hubble Ultra Deep Field (HUDF) mit
Hilfe der Advanced Camera for Surveys und des Near Infrared Camera and Multi-Object
Spectrometer.
Die Entdeckung und Analyse von so kleinen Galaxien in dieser Entfernung ist
auch für die leistungsfähigsten Teleskope der Welt kein Kinderspiel: Die
Beobachtungen stellen quasi die Grenze des zur Zeit machbaren dar.
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