Kohlenwasserstoffe auf Saturnmond Hyperion
von Stefan Deiters astronews.com
5. Juli 2007
Die Saturnsonde
Cassini hat nun erstmals Oberflächendetails des Saturnmondes
Hyperion enthüllt. Der achtgrößte Mond des Ringplaneten ist mit eigentümlichen Kratern übersät,
die teilweise mit Kohlenwasserstoff-Verbindungen gefüllt zu sein scheinen. Damit
wäre dieser Grundbaustein des Lebens im Sonnensystem deutlich weiter verbreitet,
als man noch vor wenigen Jahren annehmen konnte.

Schwammartiger
Saturnmond: Das Bild von Hyperion wurde aus
sechs Einzelaufnahmen zusammengesetzt, die im
September 2005 von Cassini gemacht wurden.
Foto: NASA /
JPL / Space Science Institute [Großansicht] |
Der dichte Vorüberflug von Cassini am Saturnmond
Hyperion, dessen Ergebnisse in der heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin
Nature veröffentlicht wurden, fand bereits im September 2005 statt. Die
Saturnsonde enthüllte dabei eine von eigentümlichen Kratern übersäte Welt und wies Wasser,
Kohlendioxideis sowie ein dunkles Material nach, dessen Spektralanalyse vermuten
lässt, dass es sich um Kohlenwasserstoff-Verbindungen handelt.
"Von besonderem Interesse ist das Vorhandensein von
Kohlenwasserstoff-Verbindungen auf dem Mond, also von Verbindungen, die man
sonst in Kometen, Meteoriten und im intergalaktischen Staub findet", erläutert
Dale Cruikshank, ein Planetenwissenschaftler am Ames Research Center der NASA.
"Befinden sich diese Moleküle in Wassereis und werden ultravioletter Strahlung
ausgesetzt, können sie sich in Verbindungen verwandeln, die für die Entstehung
von Leben wichtig sind. Das bedeutet nicht, dass wir Leben gefunden haben, aber
es ist ein weiteres Indiz dafür, dass die grundsätzlichen - für die Entstehung von
Leben notwendigen - chemischen Stoffe, im Universum sehr weit verbreitet sind."
Der Fund gelang, als Cassini Informationen über die Zusammensetzung der
Hyperion-Oberfläche zur Erde sandte. Mit ihren Instrumenten ist die Sonde in
der Lage, die chemische und mineralogische Zusammensetzung der Mondoberfläche zu
kartieren. Dabei konnte nicht nur die schon aus erdgebundenen Beobachtungen
bekannte Existenz von gefrorenem Wasser nachgewiesen werden, sondern auch das
Vorhandensein von gefrorenem Kohlendioxid, also Trockeneis, das in
überraschender Weise mit normalem Eis vermischt war. In helleren Bereichen des
Mondes entdeckte die Sonde gefrorenes Wasser in kristalliner Form, wie man es
auch von der Erde kennt.
"Der größte Teil der Oberfläche Hyperions ist eine Mischung aus gefrorenem
Wasser mit organischem Staub, aber auch Kohlendioxid ist prominent vertreten,"
erläutert Cruikshank. "Das Kohlendioxid liegt allerdings nicht in Reinform vor,
sondern ist mit anderen Molekülen verbunden." Schon die Vorüberflüge an anderen Saturnmonden sowie frühere Besuche bei den Jupitermonden Ganymed und Kallisto führten zu der Vermutung, dass Kohlendioxid in der Regel auf
verschiedene Arten mit anderen Molekülen der Oberfläche verbunden ist. "Normales
Kohlendioxid würde im Laufe der Zeit auf den Oberflächen der Saturnmonde
verdampfen", so Cruikshank. "Wenn es allerdings in Verbindungen vorliegt,
scheint es sehr viel stabiler zu sein."
Hyperion ist der achtgrößte Mond des Saturn. Er umrundet den Ringplaneten
alle 21 Tage. Der Mond ähnelt mit seinen zahlreichen Kratern einem
Schwamm. Der Grund für dieses eigentümliche Erscheinungsbild war den Forschern lange Zeit unklar. Aus der Ablenkung,
die Cassini bei dem Vorüberflug an Hyperion erfahren hat, konnten die
Wissenschaftler aber jetzt eine recht exakte Masse des Mondes bestimmen. Aus dem
vorliegenden Bildmaterial ermittelten sie die Größe, so dass eine recht genaue
Dichtebestimmung möglich wurde.
Hyperion hat danach eine äußerst geringe Dichte, was die eigentümliche Form
der Krater auf dem Mond erklären könnte: Bei Einschläge dürfte das poröse
Material des Mondes lediglich zusammengedrückt werden und es keine Auswürfe
geben, wie man sie von anderen Monden kennt. Würde doch Material vom
Einschlagkrater wegfliegen, könnte dieses wegen der geringen Anziehungskraft des
Mondes, den Trabanten sehr wahrscheinlich verlassen und würde nicht auf der
Mondoberfläche zurückbleiben.
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