Hinweise auf Wasser in Spirits Spuren
von Stefan Deiters astronews.com
22. Mai 2007
Die beiden Marsrover der NASA, die den Roten Planeten seit
über drei Jahren erkunden, zeigen inzwischen deutliche Alterserscheinungen.
Manchmal erweisen sich diese allerdings als Glücksfall: So entdeckten die
Forscher in den Schleifspuren eines blockierten Rades des Rovers Spirit eine
extrem hohe Konzentration von Siliziumdioxid. Dies sei, so die
Forscher, ein eindeutiger Hinweis darauf, dass es früher auf dem Mars einmal feuchter
gewesen sein muss.
Die etwa 20
Zentimeter breite Schleifspur von Spirit im
Marssand legte einen Bereich mit hellerer Erde
frei. Foto:
NASA / JPL / Cornell |
Siliziumdioxid in dieser Konzentration lasse sich einfach nicht
anders erklären, als durch das Vorhandensein von Wasser, zeigen sich die
Forscher in einer NASA-Pressemeldung überzeugt. Mitglieder des
Wissenschaftsteams des Marsrovers hatten bei einer Fernsehkonferenz von einem
Kollegen erfahren, dass das Röntgenspektrometer von Spirit in einem Bereich einen
Siliziumdioxid-Anteil von 90 Prozent gemessen
hat. Das Spektrometer ist am Arm des Marsrovers angebracht und kann die
chemische Zusammensetzung des Bodens analysieren.
"Man konnte hören, wie die Beteiligten vor Erstaunen nach Luft schnappten",
erinnert sich Steve Squyres von der Cornell University, der für die
wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Marsrover verantwortlich ist. "Das
ist schon eine beeindruckende Entdeckung, vor allem angesichts der Tatsache,
dass wir diese nach 1.200 Tagen auf dem Mars gemacht haben. Da fragt man sich,
was noch alles da draußen ist."
Die Wissenschaftler planen jetzt, den Bodenbereich weiter zu untersuchen und
auch Ablagerungen in der näheren Umgebung zu studieren. Spirit, der im
Gusev-Krater des Mars unterwegs ist, hatte schon zuvor Hinweise darauf gefunden,
dass es in dieser Gegend des Mars früher einmal feuchter gewesen sein muss. Der
jetzige Fund ist allerdings etwas Besonderes: "Er gehört schon mit zu den besten
Beweisen, dass es früher einmal Wasser im Gusev-Krater gab", urteilt auch Albert
Yen vom NASA Jet Propulsion Laboratory. Das Siliziumdioxid könnte nach Ansicht der
Forscher durch Reaktion von Wasser mit säurehaltigen Dämpfen aus vulkanischer
Aktivität entstanden sein oder aber durch Wasser in einem heißen Quellgebiet.
Die neue Entdeckung deutet auch erneut darauf hin, dass auf dem Mars früher
vielleicht einmal Bedingungen geherrscht haben, die die Entwicklung von Leben
ermöglicht haben. "Was den Fund so spannend macht ist, dass er dafür spricht,
dass die Umweltbedingungen auf dem Mars einmal den Bedingungen an Orten ähnelten, die wir auch von
der Erde kennen und die nicht als lebensfeindlich gelten", so Astrobiologe David
Des Marais vom Ames Research Center der NASA.
Spirit und sein Zwillingsrover Opportunity hatten beide
bereits im April 2004 ihre dreimonatige Hauptmission abgeschlossen. Sie
funktionieren noch, zeigen aber schon deutliche Verschleißerscheinungen. Eine
dieser Altersprobleme hat nun allerdings zu einer der bedeutendsten Entdeckungen
von Spirit geführt: Wegen eines blockierten Rades hinterlässt der Rover eine
Schleifspur im Marssand. Dadurch kam an einigen Stellen hellerer Erde ans
Tageslicht. Diese helleren Bereiche waren schon öfter untersucht worden und
enthielten meist einen hohen Schwefelanteil. Erst jetzt entdeckte man eine Region,
wo sich fast kein Schwefel fand, dafür aber ein hoher Siliziumdioxid-Anteil.
"Diese unerwartete Entdeckung macht deutlich, dass die Rover trotz ihres
Alters immer noch bedeutende Wissenschaft machen", so Doug McCuistion, Direktor
des NASA Marsprogramms. Für andere ist der Fund eine erneute Bestätigung dafür,
dass bei der Marserkundung Gründlichkeit vor Schnelligkeit geht: Spirit war
nämlich während der letzten eineinhalb Jahre in einem Umkreis von nur 50 Metern um die
jetzige Fundstelle aktiv. "Das macht doch deutlich, dass es durchaus sinnvoll
ist, gründlich vorzugehen", so Squyres. "Hier gibt es viel zu entdecken und
deswegen ist es nur vernünftig, nichts zu überstürzen."
Siliziumdioxid kommt auf der Erde am häufigsten in seiner kristallinen Form
als Quarz vor und spielt etwa bei der Herstellung von Glas eine wichtige Rolle.
Die Siliziumdioxid-Spuren auf dem Mars allerdings liegen nicht in kristalliner
Form vor, Quarzspuren haben die Forscher nicht entdeckt.
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