Der Übergang vom Hoch- zum Tiefland
Redaktion /
DLR astronews.com
21. Mai 2007
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat neue Bilder
der hochauflösenden Stereokamera an Bord der europäischen Marssonde Mars
Express veröffentlicht. Sie zeigen mit Deuteronilus Mensa eine
Übergangsregion zwischen dem Hoch- und Tiefland des Mars in der Blockgletscher
ihre Spuren hinterlassen haben. Die Ursache für die topographische Zweiteilung
des Mars ist bis heute ungeklärt.
Deuteronilus
Mensa, eine Region zwischen Mars-Hoch- und
Tiefland. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum)
[Großansicht] |
Eines der auffälligsten Merkmale des Mars ist seine topographische
Zweiteilung, eine so genannte "Dichotomie", die den Planeten in ein südliches
Hochland und eine bis zu drei Kilometer tiefer liegende Ebene in der
Nordhemisphäre teilt. Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
betriebene hochauflösende Stereokamera HRSC auf der Raumsonde Mars Express
der Europäischen Weltraumorganisation ESA fotografierte im Gebiet Deuteronilus
Mensa eine Übergangszone zwischen Hoch- und Tiefland, in der Blockgletscher ihre
Spuren hinterlassen haben.
Die Prozesse, die zur Entwicklung der Dichotomie auf dem Mars geführt haben,
sind bis heute nicht geklärt. Die Übergangszone zwischen den beiden großen
Einheiten ist an vielen Stellen durch zum Teil noch intaktes Hochland,
schollenartige Restberge und vereinzelte kleinere Erhebungen gekennzeichnet. Die
Bildszene aus der Region Deuteronilus Mensae zeigt beispielhaft die
verschiedenen Stadien der Erosion des Hochlandes im Übergang zur nördlichen
Tiefebene.
Die in den breiten Tälern und entlang der Abbruchkanten und Restberge
deutlich erkennbaren Fließmuster in den tief gelegenen Regionen von Deuteronilus
Mensa deuten darauf hin, dass beim Transport von Gesteinsmaterial in die
Umgebung wahrscheinlich auch Eis beteiligt gewesen ist. Das Eis war in kleinen
Hohlräumen unter der Oberfläche, in Poren des Marsbodens, gespeichert, wo es
möglicherweise bis heute erhalten geblieben ist.
Für diese Mischung von Lockergestein und Eis gibt es eine Entsprechung auf
der Erde, nämlich so genannte Blockgletscher in Gebieten mit vorwiegend sehr
kaltem Klima, wie beispielsweise in der Antarktis oder in alpinen Regionen der
Hochgebirge. Blockgletscher unterscheiden sich von "gewöhnlichen" Gletschern
hinsichtlich ihres viel höheren Anteils an Gesteinsschutt. Seit solche
Strukturen, wie sie in Deuteronilus Mensa und auch in anderen Gebieten zu sehen
sind, auf dem Mars entdeckt worden sind, wird für sie eine ähnliche
Entstehungsgeschichte wie bei den Blockgletschern auf der Erde angenommen.
Sowohl auf der Erde als auch auf dem Mars sind solche Landschaftsformen
wesentliche Klimaindikatoren. Es wird diskutiert, inwieweit das Eis, das in
diesen Blockgletschern vorhanden gewesen sein müsste, bis heute unter der
Oberfläche überdauert haben könnte. Möglicherweise ist dieses Eis sogar noch
immer vorhanden und könnte unter dem bestehenden Druck der darauf lastenden
Schicht aus Gesteinsschutt noch "aktiv" sein, sich also langsam über den
Untergrund bewegen. Unter den gegenwärtig herrschenden Druck- und
Temperaturverhältnissen der dünnen Marsatmosphäre ist Eis an der Marsoberfläche
nicht stabil: Es würde relativ schnell "sublimieren", also vom festen direkt in
den gasförmigen Zustand übergehen.
Die HRSC-Aufnahmen von Deuteronilus Mensa wurden am 14. März 2005 im Mars
Express-Orbit 1483 mit einer Auflösung von 29 Metern pro Bildpunkt
aufgenommen. Die Abbildungen zeigen hiervon einen Ausschnitt bei 39 Grad
nördlicher Breite und 23 Grad östlicher Länge.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der
Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr.
Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Institutionen und zehn Nationen. Die
Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der
Leitung des Principal Investigators (PI) G. Neukum entwickelt und in Kooperation
mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki Microelectronic GmbH
und Jena -Optronik GmbH). Sie wird vom DLR -Institut für Planetenforschung in
Berlin-Adlershof betrieben. Die systematische Prozessierung der Daten erfolgt am
DLR.
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