Riesiges Eisreservoir am
Südpol entdeckt
Redaktion / RUB
astronews.com
16. März 2007
Forscher haben riesige Wasserreservoirs in Form von fast
reinem Eis in beiden Polarregionen des Mars entdeckt. Die aufgespürten
Eisschichten sind bis zu 4.000 Meter dick. Der Fund gelang mit dem
Radar-Experiment MARSIS (Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionospheric
Sounding) der ersten planetaren Mission Mars Express der Europäischen
Raumfahrt-Organisation ESA.
Dicke der Eisschicht am Marssüdpol: Die Regionen mit den
dünnsten Ablagerungen sind lila, die mit den dicksten
Eisschichten rot dargestellt. Direkt um den Südpol konnte MARSIS
keine Daten sammeln (schwarzer Kreis). Bild: NASA /
JPL / ASI / ESA / Univ. of Rome / MOLA Science Team/ USGS |
"Jüngste wissenschaftliche Auswertungen dieses Experiments allein für den
Südpol haben bis in einem Umkreis von 300 km ein asymmetrisch verteiltes
Wasservolumen der Größenordnung von einer Million Kubikkilometern ergeben,
entsprechend einer globalen Wasserschicht von etwa elf Metern Dicke", erklärt
Prof. Dr. Peter Edenhofer von der Arbeitsgruppe "Antennen und Wellenausbreitung"
der Ruhr-Universität Bochum, der an dem Experiment beteiligt ist. Über die
Ergebnisse berichten die Forscher in der aktuellen Online-Ausgabe des
Fachmagazins Science.
Die am Südpol des Mars vermessenen geschichteten Eisablagerungen weisen
typischerweise drei verschiedene Arten von Radarechos auf: Zum einen sind
besonders starke, von der Mars-Oberfläche herrührende Radarechos zu
identifizieren, wobei das Strukturprofil dieser Echos weitgehend der Topografie
folgt, die aus Entfernungsmessungen mit einem optischen Sensor Lidar stammen
(sog. MOLA-Daten: Mars Orbiter Laser Altimeter, d.h. eine Art optisches
Radar). Diese Daten nutzen die Forscher ergänzend als Vorab-Information zur
topografischen Kartierung der Marsoberfläche. Zum anderen existiert im
allgemeinen das zeitversetzte Profil eines relativ starken Radarechos, das von
der Unterseite bzw. der Eis-Grundfläche der in einem ausgedehnten Bassin oder
Trog mit einer vorwiegend steinigen Grenzfläche (bedrock) abgelagerten
Eisschichten reflektiert wird.
Die Zeitverzögerung zwischen den beiden Arten von Radarechos lässt
Rückschlüsse auf das Medium zu, das die ausgesandten und reflektierten Wellen
auf ihrem Hin- und Rückweg durchdringen müssen, bis sie wieder gemessen werden:
in diesem Fall nahezu verlustloses, reines Wassereis. "Aus der insgesamt
gemessenen Zeitverzögerung ergibt sich schließlich als Schichtdicke der
Eisablagerungen ein typischer Wert von drei Kilometern mit asymmetrisch um den
Südpol verteilten seitlichen Ausdehnungen der Größenordnung 1.000 Kilometern und
mehr", fasst Prof. Edenhofer diese Ergebnisse zusammen.
Die Eisablagerungen verursachen bei einem Staubgehalt von nur wenigen Prozent
eine minimale Dämpfung des Radarsignals, so dass auch feinstrukturierte
Eisschichten bis zu einer Größenordnung von 10 Metern erkennbar sind. Die
Auswertungen hierzu beziehen sich auf Radar-Messkampagnen von MARSIS, die auf
der Nachtseite der südlichen Hemisphäre von Mars vorwiegend im Zeitraum November
2005 bis April 2006 während mehr als 300 Orbits durchgeführt wurden.
Basierend auf qualitativ hochwertigen MARSIS-Radarmessungen aus einer Auswahl
von ca. 60 Mars Express-Umläufen haben die Forscher für die
Mars-Südpolregion (Breitengrade größer als etwa 75 Grad) in Kombination mit den
Lidar-Entfernungsmessungen eine Karte der Topografie der Schichtdicke der
Eisablagerungen erstellt. Dazu wurde die Differenz zwischen optisch abgetasteter
Mars-Oberfläche und radardetektierten Eis-Grundflächen ermittelt. Die maximale
Dicke der Eisschicht beträgt demnach fast vier Kilometer, besonders bei hohen
Breitengraden und asymmetrisch innerhalb der Längengrade zwischen etwa 320 Grad
O bis 10 Grad O. Hieraus lässt sich auch das Volumen der Eisablagerungen in der
Südpolregion berechnen: "Würde sich das Eis gleichmäßig über die
Planetenoberfläche verteilen, wäre die globale Eisschicht vergleichsweise elf
Meter dick", erläutert Prof. Edenhofer.
Das für MARSIS entwickelte Radargerät ist ein hochauflösendes
Mehrfrequenz-Instrument vom Typ des Synthetic Aperture Radar (SAR) mit
bordseitiger Datenvorverarbeitung. Es kann vor allem deshalb so große
Eindringtiefen von bis zu sieben Kilometern in den Marsboden erzielen, weil es
bei relativ niedrigen Frequenzen in vier Bändern zwischen 1,3 und 5,5 MHz mit
einer jeweiligen Bandbreite von 1 MHz betrieben wird. Das MARSIS-Antennensystem
besteht aus einem senkrecht zur Flugrichtung ausgerichteten Dipol mit Dipolarmen
der Länge von jeweils 20 Metern und einem senkrecht zur Marsoberfläche
positionierten sowie nach oben gerichteten Monopol der Länge sieben Metern.
|
Mars
Express - Missionsseite bei astronews.com
Mission Mars - die
astronews.com Berichterstattung über die Erforschung des roten
Planeten |
|