Wulst ein abgestürzter Ring?
von Rainer Kayser
6. September 2006
Nicht nur die Planeten des Sonnensystems beschäftigen die
Astronomen, sondern auch ihre Monde. So weist der Saturnmond Iapetus
beispielsweise einen 20 Kilometern hohen Wulst entlang seines Äquators auf. Ist
dies eine Folge schneller Rotation in der Entstehungsphase des Mondes oder ist hier ein Ring auf den Trabanten
gestürzt?
Wie entstand der rätselhafte Bergrücken am Äquator des Mondes
Iapetus. Foto: NASA /JPL
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Der Saturnmond Iapetus weist eine im Sonnensystem einzigartige
Struktur auf: einen 20 Kilometer hohen Wulst, der sich entlang seines gesamten
Äquators über eine Strecke von 1.300 Kilometern um den Mond herum zieht. Ein
chinesischer Forscher hat nun eine neue Theorie über die Entstehung dieses
Gebildes aufgestellt: Es handele sich um die Trümmer eines abgestürzten Ringes,
schreibt er im Fachblatt Geophysical Research Letters.
Der Ring könnte sich aus Überresten der Gas- und Staubscheibe gebildet haben,
aus der Iapetus selbst entstanden ist, schreibt Wing-Huen Ip von der Nationalen
Zentraluniversität Taiwans. Eine zweite Möglichkeit wäre, so der Forscher, dass
ein großer Asteroid Iapetus in der Endphase seiner Entstehung getroffen und das
dabei herausgeschleuderte Material einen Ring um den Saturnmond gebildet hat.
In beiden Fällen könnten die Gesteinsbrocken in dem Ring dann entlang eines
schmalen Streifens am Äquator von Iapetus herab gefallen sein. Allerdings
müssten die Brocken mit relativ geringer Geschwindigkeit aufgeprallt sein, damit
sie sich zu einem Wulst auftürmen konnten, statt eine Kette von Einschlagkratern
zu hinterlassen.
Eine andere Erklärung für den Äquatorwulst von Iapetus hat unlängst die
amerikanische Planetenforscherin Julie Castillo vom Jet Propulsion Laboratory
in Pasadena veröffentlicht. Danach hat sich Iapetus in seiner Entstehungszeit
erheblich schneller um sich selbst gedreht als heute, nämlich mit einer Periode
von 10 Stunden statt, wie heute, 80 Tagen. Durch die schnelle Rotation sei der
noch überwiegend flüssige Himmelskörper stark abgeplattet gewesen. Bei der
Abbremsung der Rotation hätte durch die gleichzeitige Abkühlung die Abplattung
dann den Äquatorwulst hinterlassen.
Ip hält diesen Vorgang jedoch nicht für plausibel: Die Rotation konnte seiner
Meinung nicht schnell genug abnehmen, um die Bildung des Wulstes zu erklären.
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