Teleskop-Oldie in neuem Glanz
Redaktion / idw / AIP
astronews.com
1. Juni 2006
Nach gut vier Jahren harter Arbeit wurde gestern am Astrophysikalische
Institut Potsdam (AIP) der Große Refraktor auf dem
Gelände der "Observatorien" des Telegrafenbergs, dem heutigen "Wissenschaftspark
Albert Einstein", feierlich wiedereingeweiht. Damit sind die Arbeiten am Instrument, der Beobachtungsbühne,
dem Beobachtungsraum und den Eingangsräumlichkeiten abgeschlossen. Der
Teleskop-Oldie ist über 100 Jahre alt.
Der restaurierte Refraktor auf dem Telegrafenberg in Potsdam
erstrahlt wieder in vollem Glanz.
Foto: R. Arlt (AIP) |
Erstmals eingeweiht wurde der Große Refraktor am 26. August 1899 in
Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II als Hauptteleskop des Astrophysikalischen
Observatoriums Potsdam. Damals wie auch heute ist er das viertgrößte
Linsenfernrohr der Welt, als fotografisch korrigierter Refraktor sogar das
größte. Das Teleskop ist ein Doppelrefraktor, der zwei fest und parallel
miteinander verbundene Fernrohre auf einer parallaktischen Montierung vereinigt.
Er besteht aus einem optischen Fernrohr mit einem Linsendurchmesser von 80
Zentimetern und 12,2 Metern Brennweite für unmittelbare Sternbeobachtungen und
einem fotografischen Fernrohr von 50 Zentimetern Durchmesser und einer
Brennweite von 12,5 Metern. Erfolge verzeichnete der Großen Refraktor
insbesondere bei der Messung von Doppelsternen nach photometrischen Verfahren.
1945 wurden das Gebäude und der mechanische Teil des Großen Refraktors durch
einen Bombeneinschlag stark beschädigt, das Teleskop war jedoch nicht betroffen.
In den 50er Jahren restaurierte und modernisierte die Firma Carl Zeiss Jena das
Instrument, so dass es vom Astrophysikalischen Observatorium Potsdam wieder für
Beobachtungen genutzt werden konnte. Nach der Wiederherstellung des Gebäudes
wurde der Beobachtungsbetrieb bis 1968 fortgesetzt, danach war der Große
Refraktor dem Verfall preisgegeben.
1990 bis 1992 wurde die Kuppel restauriert. 1997 gründete sich der
Förderverein Großer Refraktor Potsdam e.V. Er konnte zahlreiche Sponsoren
gewinnen, die die Wiederherstellung des Großen Refraktors in altem Glanz mit
ermöglichten. Im Juli/August 1999 wurden Fernrohr und Beobachtungsstuhl
restauriert. 2000 wurde die äußere Kuppelhaut neu angestrichen. Im April 2003
begannen die Restaurierungsarbeiten. Der Abtransport des Großen Refraktors, der
durch einen Großkran aus dem Kuppelsaal gehoben und am 17. Juni 2005 ebenso
wieder eingesetzt wurde, waren spektakuläre Ereignisse.
Die Restaurationsarbeiten und die gestrige Wiedereinweihung wurden durch die
Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der von ihr verwalteten
Pietschker-Neese-Stiftung, durch zahlreiche Sponsoren und durch das Engagement
des Fördervereins Großer Refraktor e.V., der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
des Astrophysikalischen Instituts Potsdam und der Firma 4H-Jena ermöglicht.
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