Riesendünen auf Saturnmond
von Rainer Kayser
12. Mai 2006
Auf Radarbildern der Saturnsonde Cassini entdeckten
Forscher jetzt Strukturen auf dem Mond Titan, die riesigen Sanddünen in den
Wüsten Afrikas und Australiens ähneln. Sie dürften allerdings nicht aus Sand
bestehen, sondern vielleicht aus fein geriebenen Eis. Nun rätseln die
Wissenschaftler, wie sich auf dem Saturnmond dieses feinkörnige Material bilden
konnte.

Die auf Titan entdeckte Dünenlandschaft (oben)
und eine Wüstenlandschaft in Namibia (unten). Die weißen
Bereiche auf der Titan-Aufnahme sind keine Wolke, sondern
Strukturen auf der Oberfläche. Bild: NASA / JPL |
Auf der Oberfläche des Saturnmondes Titan gibt es bis zu 150 Meter hohe Dünen,
die sich über hunderte von Kilometern erstrecken. Das zeigen jetzt von
amerikanischen und europäischen Forschern im Fachblatt Science
veröffentlichte Radaraufnahmen der Raumsonde Cassini. Die Dünen ähneln
Sanddünen in den Wüsten Afrikas und Australiens, so die Forscher. Sie bestehen
aber vermutlich nicht aus Sand, sondern aus fein geriebenem Eis oder aus festen
organischen Stoffen.
"Aus der Existenz dieser Dünen folgt, dass es auf Titan geologische Prozesse
gibt, die sandkorngroße Partikel erzeugen", schreiben die Wissenschaftler um
Ralph Lorenz vom Lunar and Planetary Laboratory der University of
Arizona. Neben Forschern aus den USA waren an den Auswertungen der
Cassini-Radarbilder auch Wissenschaftler aus Frankreich und Italien
beteiligt. Die Radarbilder zeigen bis zu 1500 Kilometer große Regionen, die von
nahezu parallelen dunklen Linien durchzogen sind.
Die geringe Schwerkraft und die dichte Atmosphäre des Saturnmondes machen
Titan eigentlich zu einer idealen Umgebung für den Transport von kleinkörnigem
Material durch Wind. Doch bislang dachten die Forscher, dass es auf Titan
keine Prozesse gibt, die sandähnliches Material in größeren Mengen erzeugen
könnten, und dass die Windgeschwindigkeiten auf dem Saturnmond zu gering sind.
Darin haben sie sich offenbar geirrt.
Bleibt die Frage, wie das feinkörnige Material entstanden ist. Ein möglicher
Prozess wäre nach Ansicht der Forscher die Erosion von Eisbrocken in Flüssen aus
Methan. Die Aufnahmen des europäischen Titan-Landers Huygens hatten
sowohl flussähnliche Strukturen als auch große Eisbrocken auf der Oberfläche
gezeigt. Eine zweite Möglichkeit ist die photochemische Entstehung organischer
Stoffe in der Hochatmosphäre des Saturnmondes. Rund zehn Prozent dieser Stoffe
könnten, so schätzen die Forscher, fest sein und zur Oberfläche herab rieseln.
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