Alte Schwarze Löcher verhindern Sternentstehung
von Rainer Kayser
26. April 2006
Bislang hielten die Astronomen alte supermassereiche Schwarze
Löcher in Galaxienkernen für vergleichsweise langweilig, denn sie senden nur
wenig Strahlung aus. Nun zeigt eine neue Untersuchung von neun derartigen
Schwerkraftmonstern, dass sie alles andere als ruhig und gesetzt sind: Sie
senden hochenergetischen Materiestrahlen aus und verhindern damit die Entstehung
neuer Sterne in ihren Wirtsgalaxien.
Kombiniertes Röntgen-, Infrarot- und Radiobild der
Galaxie NGC 4696. Zu sehen ist heißes Gas (rot), das den
hoch-energetischen (blau) inneren Bereich um das Schwarze Loch
(weiß) umgibt. Foto: NASA / CXC / KIPAC /S.Allen et
al (Röntgen); NRAO / VLA / G.Taylor (Radio); NASA / ESA /
McMaster Univ. / W.Harris (Infrarot) |
"Die Schwarzen Löcher setzen genügend Energie frei, um damit die
Sternentstehung vollständig zum Stillstand zu bringen", erläutert Christopher
Reynolds von der University of Maryland. "Unsere Beobachtungen demonstrieren
damit einen direkten Zusammenhang zwischen den Schwarzen Löchern und der
Entwicklung der Galaxien, eines der ganz heißen Forschungsthemen der modernen
Astrophysik." Reynolds und seine Kollegen von mehreren amerikanischen
Universitäten hatten mit dem NASA-Satelliten Chandra die Röntgenstrahlung
von neun alten, vermeintlich ruhigen supermassiven Schwarzen Löchern in fernen
Galaxien untersucht.
Die Schwarzen Löcher saugen ständig Materie aus ihrer Umgebung auf - doch sie
setzen scheinbar weniger Energie frei, als bei diesem Materieeinfall zu erwarten
wäre. Die fehlende Energie wird, so zeigen die Chandra-Beobachtungen, nicht in
Form von Strahlung, sondern in zwei stark gebündelten Materiestrahlen ("Jets")
freigesetzt, die von den Polen der Schwarzen Löcher aus ins All schießen.
Bislang kannte man solche Jets nur von den jüngeren, aktiven Schwarzen Löchern
in den so genannten Quasaren.
Die Materie bewegt sich in diesen Strahlen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit.
Treffen die Strahlen auf Gaswolken, so heizen sie diese stark auf - und
verhindern so, dass die Gaswolken sich langsam zusammenziehen und aus ihnen neue
Sterne entstehen können. "Wir wissen noch nicht genau, wie diese Jets
entstehen", gesteht Reynolds, "aber unsere Beobachtungen unterstützen die
Vorstellung, dass starke Magnetfelder die einfallende Materie umlenken und stark
gebündelt wieder herauskatapultieren."
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