Ein Zeugenberg in Hesperia Planum
Redaktion / DLR
astronews.com
2. März 2006
Die neuen Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der
ESA-Sonde Mars Express zeigen einen Teil der südwestlichen Region von
Hesperia Planum. Das Gebiet befindet sich in einer ausgedehnten Ebene am Rande
von Hellas, dem größten Einschlagbecken auf dem Mars.
Der "Zeugenberg" Ausonia Mensa in Hesperia
Planum. Norden ist rechts. Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Auf den Bildern ist ein Berg zu sehen, an dessen Flanken mehrere Einschlagkrater
zu erkennen sind. Die ebene Umgebung des Berges rührt von so genannten
"Flutbasalten" her, also erstarrten, dünnflüssigen Lavaströmen. Beim Austritt
verhalten sich diese Laven aufgrund des geringen inneren Reibungswiderstandes
wie eine zähe Flüssigkeit. Flutbasalte bilden daher an ihrer Oberfläche kaum
Unebenheiten im Gelände aus, sondern füllen die Vertiefungen mit einer Lavadecke
auf ein einheitliches Niveau. Auch auf den Kontinenten der Erde sind Flutbasalte
weit verbreitet, so beispielsweise im indischen Dekkan oder im brasilianischen
Paraná-Becken.
Ausonia Mensa befindet sich in einem das Hellas-Einschlagbecken umgebenden
Randgebirge und bildet ein Überbleibsel, einen "Zeugenberg" des zu großen Teilen
abgetragenen Hochlands, der aus den Flutbasaltdecken herausragt. Der Berg hat
eine Länge von knapp 100 Kilometern und ist bis zu 48 Kilometer breit. Er erhebt
sich bis zu einer maximalen Höhe von 3.700 Metern über die Umgebung.
Ein großer Krater auf Ausonia Mensa, etwa 7,5 Kilometer im Durchmesser und 870
Meter tief, wurde teilweise mit Lockermaterial verfüllt, das von den Rändern ins
Kraterinnere rutschte. Der Nordrand des Kraters ist durch eine Erosionsrinne
durchbrochen, die sich entlang des Berghangs herabzieht. Zahlreiche weitere, zum
Teil verzweigte Erosionsrinnen verlaufen - beginnend am Rand des Plateaus - bis
hinab in die Ebene.
Am Westrand des Berges befindet sich ein etwa sechs Kilometer durchmessender
Krater mit einer deutlich erkennbaren Auswurfdecke und zahlreichen so genannten
"Sekundärkratern", die erst durch den Einschlag von ausgeworfenem Material
dieses Kraters entstanden sind.
Etwa 50 Kilometer südöstlich des Massivs sind Strukturen erkennbar, die durch
Winderosion entstanden sind. Ihre Form und die Farbunterschiede auf der Ebene
dürften ein Hinweis darauf sein, dass hier eine atmosphärische Strömung
kanalisiert wurde und dadurch Staub und Sand auf der Oberfläche entlang des
Strömungsverlaufs umverteilt wurden.
Nördlich von Ausonia Mensa erkennt man in der Ebene eine kreisrunde Struktur von
etwa 25 Kilometern Durchmesser. Dabei handelt es sich um einen stark erodierten
Einschlagkrater, der von den Laven geflutet und fast bis zum Kraterrand mit
Basalten gefüllt wurde. Der ringförmige Kraterrand paust sich gerade noch durch
die Lavadecke durch, die bereits durch neue, kleinere Einschlagkrater überprägt
ist. Die Bilder entstanden in Orbit 506 und haben eine Auflösung von 37,6 Metern
pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
|
Mars
Express - Missionsseite bei astronews.com
Mission Mars - die
astronews.com Berichterstattung über die Erforschung des roten
Planeten |
|