Scheibe aus blauen Sternen umgibt Schwarzes
Loch
Redaktion / idw / LMU
astronews.com
22. September 2005
Schon seit mehr als zehn Jahren rätseln die Astronomen woher das bläuliche
Licht im Zentrum unserer Nachbargalaxie Andromeda kommt. Jetzt entdeckten
sie mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops die Ursache: Eine Scheibe aus
blauen Sternen. Wie diese in der Nähe des supermassereichen Schwarzen Lochs aber
entstehen konnten, ist den Forschern ein Rätsel.
So stellte sich ein Künstler das Zentrum der Andromeda-Galaxie
mit dem Ring aus blauen Sternen vor. Bild: NASA / ESA und
A. Schaller (für STScI) [Großansicht] |
Etwa 200 Sterne haben Astronomen jetzt als Quelle eines mysteriösen blauen
Lichts im Zentrum unserer Nachbargalaxie Andromeda (M31) identifiziert.
Professor Ralf Bender von der Universitäts-Sternwarte der LMU leitete das
internationale Team, dem mit Hilfe des NASA/ESA Hubble Space Telescope
diese Beobachtungen gelang. Möglich war dies nur Dank speziell entwickelter
Technologie.
Die in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Astrophysical Journal
berichteten Ergebnisse bestätigen zudem eine lang gehegte Vermutung: In der
Mitte von Andromeda befindet sich ein supermassereiches Schwarzes Loch. Dank der
hohen Auflösung der neuen Bilder können alternative Erklärungen jetzt
ausgeschlossen werden.
Das blaue Licht im Zentrum der Andromeda-Galaxie beschäftigt Astronomen seit
mehr als einem Jahrzehnt. Wie die Bilder des Hubble Space Teleskops jetzt
zeigten, wird es von mehreren Hundert Sternen erzeugt, die sich zu einer Scheibe
angeordnet haben. Diese sei in etwa wie ein Pfannkuchen geformt, berichten die
Wissenschaftler. Die Sterne wurden vor ca. 200 Millionen Jahren gebildet und
erscheinen weißlich-blau. Sie bewegen sich um das Zentrum von Andromeda ähnlich
wie die Planeten unseres Sonnensystems. Umgeben sind sie von einem Ring älterer
und damit kühlerer Sterne.
Die Astronomen konnten auch die Geschwindigkeit der Sterne in der Scheibe
bestimmen: Sie bewegen sich mit außerordentlichen 3,6 Millionen Kilometern pro
Stunde, also rund 1.000 Kilometer pro Sekunde. Diese Geschwindigkeit würde ihnen
erlauben, die Erde in 40 Sekunden zu umrunden. Auch der Weg zum Mond wäre nur
ein Katzensprung: In nur sechs Minuten wäre der Erdtrabant erreicht.
Fraglich ist nun, wie sich die Sternenscheibe überhaupt bilden konnte.
Schließlich rotiert sie um ein supermassereiches Schwarzes Loch. Das hat nach
den Berechnungen der Astronomen die 140 Millionenfache Masse unserer Sonne und
ist damit dreimal massiver als zuvor vermutet. Ein Schwarzes Loch aber sollte
die Ansammlung von Materie in seiner Nähe eigentlich verhindern.
"Nachdem wir
jetzt das Schwarze Loch im Zentrum der Sternenscheibe nachweisen konnten, ist
deren Bildung nur sehr schwer zu erklären", so Bender. "Gas, das Sterne formen
könnte, muss sich um das Schwarze Loch so schnell bewegen, dass die
Sternenbildung fast unmöglich scheint. Aber die Sterne sind eindeutig da." Die
Forscher hoffen nun, dass diese Ergebnisse auch Erkenntnisse über die
Aktivitäten in den Zentren weiter entfernter Galaxien liefern.
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STScI, Space Teleskope Science
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