Der Vulkan Biblis Patera
Redaktion / DLR
astronews.com
9. September 2005
Neue Bilder vom Mars: Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) betriebene, hochauflösende Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde
Mars Express hat am 8. November 2004 den Vulkan Biblis Patera aufgenommen.
Er gehört mit seinen 170 Kilometern Länge und 100 Kilometern Breite zu den
großen Marsvulkanen.
Die Caldera des Vulkans Biblis Patera hat einen Durchmesser von
53 Kilometern und eine Tiefe von ungefähr 4.500 Metern. Norden
ist links. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Der Vulkan Biblis Patera liegt im Westen der Tharsis-Aufwölbung. Die
Tharsis-Aufwölbung ist eine riesige, mehrere tausend Kilometer große, regionale
Vulkanprovinz. Biblis Patera befindet sich zwischen den drei Tharsis-Bergen
Arsia, Pavonis und Ascraeus im Osten und dem Olympus Mons im Westen, dem größten
Vulkan auf dem Mars. Biblis Patera erhebt sich zwei bis drei Kilometer über
seine Umgebung.
Die auf dem Foto gezeigte Caldera, der ausgedehnte Gipfelkrater
des Vulkans, hat sich vermutlich im Anschluss an Vulkanausbrüche gebildet,
nachdem wiederholt unter dem Gipfel gelegene Magmenkammern eingebrochen sind.
Die Caldera von Biblis Patera hat einen Durchmesser von 53 Kilometern und eine
Tiefe von ungefähr 4.500 Metern – auf der Erde gibt es keinen Vulkan, der eine
so tiefe Gipfelcaldera aufweist.
Die konzentrischen, einzelne Terrassen bildenden Stufen im Inneren der
Caldera deuten darauf hin, dass sie ihre heutige Ausprägung durch mehrere
Einsturzereignisse erhalten hat. Die von der Caldera ausgehenden radialen Senken
und die konzentrischen Strukturen sind wahrscheinlich auf Spannungen
zurückzuführen, die sich während der Entstehung des Vulkans aufgebaut haben, als
das aus der Tiefe empordringende Magma von unten Druck erzeugt hat, wodurch
diese so genannten tektonischen Störungen, diese Brüche, hervorgerufen wurden.
Im Südwesten des Vulkans sind Störungen zu erkennen, die von Nordwesten nach
Südosten verlaufen; ihre Entstehung hängt vermutlich mit der Bildung der
Tharsis-Aufwölbung zusammen. Im Nordosten der Caldera ist eine Wolke zu sehen,
die die Oberfläche teilweise verhüllt und einen deutlich helleren, weniger
rötlichen Farbton hat.
Die Stereo- und Farbfähigkeiten der HRSC, verbunden mit der hochauflösenden
Abdeckung großer Gebiete durch dieses Kamerasystem, bieten neue Möglichkeiten,
die komplexe geologische Geschichte des Roten Planeten zu erforschen. Durch die
neuen Bilddaten von Vulkanen wie Biblis Patera können die Wissenschaftler die
Entwicklung der Morphologie und des Vulkanismus auf dem Mars besser verstehen.
So ermöglicht es die HRSC-Kamera in Verbindung mit den anderen Instrumenten an
Bord der Sonde Mars Express und unter Einbeziehung von Daten früherer und
aktueller Missionen, das Verständnis dieses faszinierenden Planeten zu
verbessern.
Die Region Biblis Patera wurde im Orbit 1034 mit einer Auflösung von 10,8
Meter pro Bildpunkt aufgenommen. Die Abbildungen zeigen einen Ausschnitt bei
zwei Grad nördlicher Breite und 236 Grad östlicher Länge. Das Kameraexperiment
HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation
ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie
Universität Berlin) geleitet.
Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung
in Berlin-Adlershof in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben. Die systematische
Prozessierung der HRSC-Daten erfolgt am DLR. Die hier gezeigten Darstellungen
wurden von der PI-Gruppe am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien
Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung
erstellt.
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