Iani Chaos und das Ares-Tal
Redaktion / DLR
astronews.com
13. Juni 2005
Neue
Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express zeigen das Gebiet Iani Chaos und den Beginn
des Ares-Talsystems. Das geologisch äußerst vielfältige Gelände zeugt von einer
äußerst wasserreichen Vergangenheit des Roten Planeten.
Der Blick von Mars Express auf Iani Chaos und das Ares-Tal. Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [vergrößerte
Gesamtansicht (584 kB)] |
Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) betriebene, hochauflösende Stereokamera HRSC an
Bord der ESA-Raumsonde Mars Express hat im Oktober 2004
aus 350 Kilometer Höhe das Gebiet Iani Chaos und den
Beginn des Ares-Talsystems in einer Auflösung von 15 Meter pro Bildpunkt aufgenommen. Die einzelnen Aufnahmen
wurden zu einem Mosaik zusammengefügt.
Die hier gezeigten
Ausschnitte zeigen ein Gebiet, das bei 17,5 Grad westlicher
Länge vom Äquator bis etwa 3 Grad nördlicher Breite reicht.
Die Bilder lassen Landschaften mit einer komplexen
geologischen Vergangenheit erkennen.
Hier ist die 180
Kilometer lange und 200 Kilometer breite Senke des Iani
Chaos an einem fast hundert Kilometer breiten Durchbruch
mit dem Ares Vallis verbunden. Von dort erstreckt sich das
Ares-Tal über eine Länge von 1.400 Kilometern und bis zu 2.000
Meter tief eingeschnitten durch das Xanthe-Hochland, ehe es
in die Tiefebene von Chryse Planitia mündet.
Ares Vallis ist
eines von mehreren großen Ausflusstälern in dieser Gegend
des Mars, die sich alle vor mehreren Milliarden Jahren gebildet
haben.
Viele Landschaftsmerkmale deuten darauf hin, dass die
erosive Kraft großer Mengen Wasser das Ares-Tal
ausgeschürft haben. Sehr wahrscheinlich wälzten sich riesige
Fluten das Tal hinab und rissen große Mengen Gestein von
den Talflanken, das von den Wassermassen zerkleinert,
zerrieben und mitgeschleppt wurde. Die Sedimentfracht
wurde weit im Norden der hier abgebildeten Gebiete hinter
der Ares-Mündung in der Chryse-Ebene wieder abgelagert.
Dort landete 1997 die amerikanische Sonde Mars Pathfinder
und erkundete mit dem Rover Sojourner die Umgebung der
Landestelle nach Spuren von Wasser.
Die Aufnahmen zeigen die Stelle, an der sich Iani Chaos zum
Ares Vallis öffnet. Scheinbar wahllos verteilt
bilden einzelne Blöcke und Hügel eine zerklüftete
Oberflächenstruktur. Diese mehrere hundert Meter hohen
"Noppen" sind vermutlich Überbleibsel einer Oberfläche, die
eingestürzt ist, nachdem sich im Untergrund Hohlräume
gebildet hatten. Die sich nach Norden erstreckenden, länglich
gewundenen Strukturen deuten darauf hin, dass Wasser aus
dem Untergrund von Iani Chaos wegströmte: Vermutlich sind
einst im Grundgebirge gespeicherte Eismassen durch
vulkanische Wärme zum Abtauen gebracht worden. Das
Schmelzwasser ergoss sich dann in katastrophenartigen Fluten
und dem Gefälle folgend Richtung Norden. Die noch intakten
Teile der einstigen Oberfläche liegen nun als verstreute Hügel
in der Landschaft.
Etwa einhundert Kilometer weiter nördlich mündet von
Westen kommend ein mächtiger, zehn Kilometer breiter
Seitenarm in das Ares Vallis. Große Wassermengen aus dem
Aram Chaos vereinten sich hier mit dem Ares-Strom. An den
Nordflanken des Tales sind große Hangrutschungen zu sehen,
die an den freigelegten Steilwänden Schichtungen erkennen
lassen. Auf dem Hochland scheint sich parallel zum heutigen
Verlauf von Ares Vallis ein weiteres breites Flusstal mit
weniger markantem Profil abzuzeichnen. Stromabwärts
vereinigt sich von Osten kommend ein weiteres Tal mit Ares
Vallis. Dieser Flussarm bahnte sich seinen Weg durch zwei
Einschlagskrater im Xanthe-Hochland, die heute zum Teil mit Ablagerungen
verfüllt sind.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express
der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie
Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht
aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde
am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation
mit industriellen Partnern gebaut. Sie wird
vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof in
Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben. Die systematische
Prozessierung der HRSC-Daten erfolgt am DLR.
Das hier
gezeigte Bild wurden von der PI-Gruppe am
Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität
Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für
Planetenforschung erstellt. Auf der Webseite des DLR gibt es außerdem einen
Film, der einen Überflug über das Gelände zeigt. Er wurde aus den Daten vom DLR-Institut
für Planetenforschung in Berlin errechnet.
|
Mars Express -
Missionsseite bei astronews.com
Mission Mars
-
die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten
Planeten |
|