Blick in den Holden-Krater
Redaktion / DLR
astronews.com
17. Mai 2005
Neue
Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express zeigen eine Region, die die NASA auch als
Landegebiet für ihre Mars Expolaration Rover in Aussicht genommen hatte.
Die Aufnahmen machen deutlich, dass auch das Gebiet des Holden-Kraters für die
Roboter einiges zu bieten gehabt hätte.
Am 14. Juni 2004 nahm die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
betriebene, hochauflösende Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars
Express während Orbit 511 einen Teil der Region Noachis Terra auf. Die
Abbildung zeigt hiervon einen Ausschnitt bei 26 Grad südlicher Breite und 325
Grad östlicher Länge: die Talmündung des Uzboi Vallis in den Holden-Krater.
Das Uzboi-Tal, nach einem ausgetrockneten Fluss in Sibirien benannt, führt
durch das südliche Hochland des Mars aus dem Gebiet von Argyre Planitia in
Richtung des nördlichen Tieflandes. Dabei verbindet der Talverlauf mehrere große
Krater, wie auch den abgebildeten Holden-Einschlagskrater. Teile des
Kraterbodens erscheinen aufgrund einer bodennahen Dunstschicht etwas heller und
detailärmer als die umliegenden Ebenen.
Im Inneren des Holden-Kraters, der mehr als 140 Kilometer durchmisst, sind
die Ergebnisse einer langen und wechselvollen geologischen Geschichte zu finden.
Zahlreiche kleinere Krater im Inneren von Holden deuten auf ein relativ hohes
Alter dieser Flächen hin. Die älteren dieser Krater sind bereits teilweise von
Sedimenten (Ablagerungen) bedeckt, die später in den Holden-Krater transportiert
wurden. Der ehemalige Zentralberg des Kraters, einst fast so hoch wie der
Kraterrand, ist nur noch in kleinen Teilen zu erkennen.
An den Kraterrändern sind zahlreiche kleine Rinnen zu erkennen, die
stellenweise auch fein verästelte Talnetzwerke ausprägen. Die Rinnen enden am
Kraterboden im südlichen Teil in flachen, gut erkennbaren so genannten
Schwemmfächern. An anderen Stellen am Kraterrand sind die Schwemmfächer weniger
deutlich zu sehen und teilweise durch jüngere Schuttkegel überdeckt. Gut
erkennbar ist ein dunkles Dünenfeld im östlichen Teil des Kraters, das die Rolle
des Windes bei der Entwicklung der heutigen Landschaftsformen am Krater Holden
zeigt.
Das im Südwesten in den Holden-Krater mündende Uzboi Vallis weist die Spuren
mindestens zweier unterschiedlicher Entwicklungsphasen auf. Die erste Phase
führte zur Bildung des ungefähr 20 Kilometer breiten Tales, während in einer
späteren Phase die schmale Rinne in den nun vorhandenen Talgrund eingeschnitten
wurde. Diese Rinne ist an der Mündung in den Krater durch einen Bergsturz
versperrt. Insgesamt wurde das Hochland bis zu 1.600 Metern eingeschnitten.
Zahlreiche in das Uzboi-Tal mündende Seitentäler zeigen, dass in der Frühzeit
des Mars Wasser vermutlich eine bedeutende Rolle bei der Gestaltung der
Oberfläche gespielt hat. Die meisten dieser Täler sind jedoch teilweise durch
jüngere Sedimente bedeckt und seit geraumer Zeit inaktiv. Der Holden-Krater war
eines der möglichen Ziele der Mars Exploration Rover (MER)-Mission der
NASA.
Die Talmündung des Uzboi Vallis in den Holden-Krater wurde mit einer
Auflösung von etwa 45 Metern pro Bildpunkt aufgenommen. Das Kameraexperiment HRSC
auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA
wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität
Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32
Instituten und zehn Nationen.
Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft und
Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut.
Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof in
Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben. Die systematische Prozessierung der
HRSC-Daten erfolgt am DLR. Die hier gezeigte Darstellung wurde von der PI-Gruppe
am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin in
Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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