Baby-Sterne
in der Kleinen Magellanschen Wolke
von Stefan
Deiters
astronews.com
19. Januar 2005
Erstmals gelang es Astronomen mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble eine Reihe
von äußerst jungen Sternen in der Kleinen Magellanschen Wolke zu beobachten.
Diese Satellitengalaxie unserer Milchstraße ist in der südlichen Hemisphäre mit
bloßem Auge zu erkennen und liegt 210.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Der Nebel NGC 346 in der Kleinen Magellanschen Wolke. Foto:
NASA, ESA, A. Nota (STScI / ESA) [Großansicht] |
Dank Hubbles exzellentem Auflösungsvermögen gelang es, Sterne
aufzuspüren, die sich gerade im Nebel NGC 346 aus dem Kollaps von Gaswolken
bilden. Keiner dieser Sternen-Säuglinge hat bislang sein nukleares Feuer im
Inneren gezündet. Die kleinsten dieser neugeborenen Sterne habe eine Masse, die
etwa der halben Masse unserer Sonne entspricht.
In unserer Milchstraße sind
Sternentstehungsgebiete, in denen neue Sterne geboren werden, nichts besonderes.
Die kleinen Satellitengalaxien sind in ihrer Zusammensetzung allerdings eher
urzeitlich: Sie verfügen über deutlich weniger schwere Elemente, die
sich normalerweise im Laufe mehrerer Generationen von Sternen anreichern.
So gilt die Kleine Magellansche Wolke als
nahes Beispiel für jene "primitiven" Bausteine, aus denen sich im Laufe der Zeit die großen Galaxien bildeten. Für
die Astronomen ist dieses "Fossil" daher von besonderem Interesse, erlaubt es
doch zu studieren, wie Sterne im frühen Universum in den ersten kleinen Galaxien
entstanden sind. Der Nebel NGC 346 enthält allein 2.500 Baby-Sterne.
Die Hubble-Aufnahme wurde mit der Advanced Camera for Surveys
gemacht. In der Kleinen Magellanschen Wolke konnte Hubble insgesamt drei
verschiedene Populationen von Sternen aufspüren und allein in NGC 346 entdeckte
das Teleskop 70.000 Sterne. Die älteste Population entstand vor 4,5 Milliarden
Jahren, also ungefähr zusammen mit unserer Sonne. Die jüngere Population
entstand vor rund 5 Millionen Jahren, als auf der Erde die ersten Lebewesen sich
gerade im aufrechten Gang versuchten.
Massearme Sterne brauchen besonders lange,
um zu zünden und sich so zu "richtigen" Sternen zu entwickeln, so dass auch
diese protostellare Population ein Alter von rund fünf Millionen Jahren hat.
Kurioserweise sammeln sich die Protosterne entlang zweier Linien im Nebel,
die an den Buchstaben "T" erinnern.
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