Blick auf
Coprates Catena
Redaktion
astronews.com
24. November 2004
Die jüngsten
veröffentlichten Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der europäische Sonde Mars Express
zeigen eine Region südlich des gewaltigen Schluchtensystems Valles Marineris.
Bei dem Tal Coprates Catena handelt es sich vermutlich um Einsturzgruben, die
sich mit der Zeit zu einer langen Schlucht verbunden haben.
Coprates Catena: Eine Kette von Senken am Südrand der Valles
Marineris. Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Die aktuellen Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
betriebenen, hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars
Express wurden in Orbit 438 aufgenommen. Sie zeigen ein Gebiet wenige
Kilometer südlich des Ostteils des großen Grabenbruchs Valles Marineris in einer
Auflösung von etwa 43 Metern pro Bildpunkt. Zu sehen ist ein Ausschnitt von Coprates Catena, einem südlichen Paralleltal der Valles Marineris bei 14 Grad
südlicher Breite und 301 Grad östlicher Länge.
Coprates ist die alte Bezeichnung für den persischen Fluß Ab-I-Diz. Mit einer
"Catena", dem lateinischen Ausdruck für Kette, benennt man in der Marsgeologie
eine Aneinanderreihung von Einsturzgruben und Senken, die vom Hochland jäh in
die Tiefe stürzen. Hier, am Nordrand der Thaumasia-Hochebene, brach die
Oberfläche wahrscheinlich zunächst an einzelnen Punkten parallel zu den Valles
Marineris (die hier Coprates Chasma genannt werden) ein, ehe die fortschreitende
Erosion dafür sorgte, dass die einzelnen Gruben zu einem Tal verbunden wurden.
Coprates Catena besteht aus vielen einzelnen zu einer Kette aufgereihten
kleinen Einbruchtälern, die in Form mehrerer schmaler Talbänder parallel zum
Haupttal Coprates Chasma verlaufen. Die in den Bildern gezeigten Senken sind
zwischen 2.500 und 3.000 Meter tief. Coprates Chasma, die Hauptschlucht im
östlichen Teil der Valles Marineris (auf den Bildern nicht zu sehen), ist
dagegen bis zu 8000 Meter tief. An den Talwänden sind einige große
Hangrutschungen zu erkennen. Im obersten Drittel der Talböschung sieht man
Gesteinsschichten.
Die Coprates-Talketten haben - im Gegensatz zu den Valles Marineris - keinen
Ausgang zur nördlichen Tiefebene, so dass sie wohl ausschließlich durch eine
Dehnung bzw. einen Einbruch der Oberfläche über Hohlräumen entstanden sein
müssen. Am Talboden sind hellere Schichten freigelegt, die möglicherweise eine
ähnliche chemische Zusammensetzung haben wie der Talgrund in anderen Teilen der
Valles Marineris. Dort wurden durch das französische
OMEGA-Spektrometer-Experiment auf Mars Express eindeutig Magnesium und
Kalziumsulfate nachgewiesen. Die Valles Marineris sind das größte
Schluchtensystem auf dem Mars und erstrecken sich über 4.000 Kilometer von West
nach Ost.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard
Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der
hochauflösenden Stereokamera entworfen hat, geleitet. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen.
Die Kamera
wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung des Principal Investigators (PI) Gerhard Neukum entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Die Kamera wird vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Hier erfolgt auch die
systematische Datenprozessierung. Die hier gezeigten Darstellungen wurden vom
Institut für Geologische Wissenschaften der FU Berlin in Zusammenarbeit mit dem
DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin erstellt.
|
Mars Express -
Missionsseite bei astronews.com
Mission Mars
-
die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten
Planeten |
|