Planetenentstehung chaotischer als gedacht
von Rainer Kayser
20. Oktober 2004
Die
Entstehung eines Planetensystems ist deutlich chaotischer als Astronomen bislang
angenommen haben: Beobachtungen des Spitzer-Infrarot-Weltraumteleskops
ergaben jetzt, dass die Staubscheiben um junge Sterne mit zunehmendem Alter
zunächst größer werden. Erklärbar ist dies durch zahlreiche Zusammenstöße junger
Protoplaneten.
Künstlerische Darstellung eines jungen Sterns, der von einer
Staubscheibe umgeben ist. Neuer Staub entsteht durch Kollisionen
von Protoplaneten (oben links dargestellt). Bild: NASA/JPL-Caltech/T.
Pyle (SSC-Caltech) [Großansicht] |
Die Entstehung von Planeten um junge Sterne läuft erheblich chaotischer ab,
als bislang vermutet. Zu diesem Schluss kommt ein Team amerikanischer Astronomen
auf Grund der Beobachtung von Staubscheiben um 266 Sterne in unserer näheren
kosmischen Umgebung. Entgegen bisheriger Vermutungen lösen sich die
Staubscheiben nicht mit zunehmendem Alter der Sterne auf, sondern werden im
Gegenteil oftmals sogar größer. Dies, so die Forscher, lässt sich nur durch
viele Zusammenstöße junger Protoplaneten erklären.
"Es ist ein heilloses Durcheinander", beschreibt George Rieke von der
University of Arizona in Tucson, einer der an der Untersuchung beteiligten
Wissenschaftler, die Zustände in den Staubscheiben. "Die Planeten müssen einen
langen, staubigen Weg zurücklegen, bevor sie ausgewachsen sind." Junge Sterne
sind zumeist von einer flachen Scheibe aus Gas und Staub umgeben. Die
Staubkörner, so die gängige Theorie, verdichten sich zu immer größeren Brocken,
den Planetesimalen. Durch Zusammenstöße zwischen diesen Planetesimalen bilden
sich schließlich die Planeten.
Bislang dachten die Astronomen, der ganze Vorgang verlaufe langsam und
gleichmäßig, wobei die Staubscheibe langsam verschwinden sollte. Doch die
Beobachtungen der Staubscheiben mit dem Weltraumteleskop Spitzer zeigen,
dass die Staubscheiben im Gegenteil bei manchen Sternen zunächst größer werden.
"Die einzige Methode, bei diesen älteren Sternen so viel Staub zu erzeugen, sind
gewaltige Kollisionen", so Rieke. Die Beobachtung der Planetenentstehung bei
anderen Sternen liefert den Forschern auch neue Erkenntnisse über die Entstehung
unseres Sonnensystems. Der irdische Mond ist beispielsweise durch den
Zusammenstoß eines marsgroßen Planeten mit der jungen Erde entstanden.
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