Wasserdampf,
Methan und neue Fragen
Redaktion
astronews.com
22. September 2004
Die jüngsten Daten der ESA-Sonde Mars Express haben gezeigt, dass sich
die Vorkommen von Wasserdampf und Methan in der Marsatmosphäre deutlich
überlappen. Dieser Befund stellt für das Verständnis der geologischen und
atmosphärischen Vorgänge auf dem Mars einen großen Schritt nach vorn dar und ist
auch für die Frage nach eventuell vorhandenen Formen von Leben auf dem Roten
Planeten von großer Bedeutung.

Wasserdampfverteilung in der Äquatorregion des Mars. In den
grünen Regionen findet sich am meisten Wasserdampf. Bild: ESA |
Untersuchungen mit dem Planetaren Fourier-Spektrometers (PFS) haben ergeben,
dass Wasserdampf in der Mars-Atmosphäre in einer Höhe von zehn bis 15 Kilometern recht
gleichmäßig verteilt ist. Näher an der Oberfläche hingegen konzentriert sich der
Wasserdampf bevorzugt in drei breiten Regionen um den Äquator: Arabia Terra,
Elysium Planum und Arcadia-Memnonia, wo die Wasserdampfkonzentration zwei- bis
dreimal so hoch ist wie in anderen beobachteten Gebieten. Diese Regionen mit
hoher Wasserdampfkonzentration decken sich auch mit der von der NASA-Sonde
2001 Mars Odyssey in geringer Tiefe unter der Oberfläche aufgespürten
Eisschicht, wie der PFS-Hauptexperimentator, Dr. Vittorio Formisano, berichtete.
Neuere, detaillierte Auswertungen der PFS-Daten haben bestätigt, dass auch
Methan in der Atmosphäre nicht gleichmäßig verteilt, sondern an einigen Stellen
konzentriert vorkommt. Das PFS-Team stellte fest, dass sich die Gebiete mit den
höchsten Methan-Konzentrationen mit den Regionen überschneiden, in denen auch
verstärkt Wasserdampf und Eislagerstätten vorkommen. Diese Überlappung von
Wasserdampf und Methan ist möglicherweise auf eine gemeinsame, in den
Bodenschichten des Mars liegende Quelle zurückzuführen.
Erste Erklärungsversuche befassen sich mit den Eislagerstätten, die wie
Grundwasser gewissermaßen einen "Grundeisspiegel" bilden würden, wobei die
geothermische Wärme aus dem Planeteninneren Wasser und andere Stoffe in Richtung
Oberfläche befördert. Aufgrund der sehr niedrigen Oberflächentemperaturen, die
etwa 50 Grad Celsius unter Null betragen, würde das Wasser gefrieren, noch bevor
es an die Oberfläche gelangt. Weitere Untersuchungen werden notwendig sein, um
den Zusammenhang zwischen dem Grundeisspiegel und dem Vorkommen bzw. der
Verteilung von Wasserdampf und Methan in der Atmosphäre in vollem Umfang zu
verstehen.
Mit anderen Worten: Können die geothermischen Vorgänge, die diesen
Grundeisspiegel entstehen lassen, auch Wasserdampf und andere Gase wie Methan an
die Oberfläche steigen lassen? Könnte es unter dem Eis auch flüssiges Wasser
geben? Könnten in diesem Wasser unter der Eisschicht eventuell Formen primitiven
Lebens existieren, die Methan und andere Gase produzieren, die anschließend
Richtung Oberfläche und in die Atmosphäre aufsteigen?
Das PFS-Instrument hat in der Marsatmosphäre auch Spuren anderer Gase entdeckt.
Ein Bericht hierüber wird derzeit von Fachwissenschaftlern ausgewertet. Weitere
Studien sollen herausfinden, ob diese Gase mit Wasser und Methan in Verbindung
gebracht werden können, und so noch ungelöste Fragen beantworten. Künftige
Mars-Missionen könnten uns durch Untersuchungen vor Ort mit Hilfe von
Landegeräten ein genaueres Bild des rätselhaften Roten Planeten geben.
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