Recycling verlängert Leben der Ringe
von Rainer Kayser
8. Dezember 2003
Vier Planeten unseres Sonnensystems besitzen Ringe aus Staub und kleinen
Felsbrocken. Das schönste Ringsystem weist dabei der Saturn auf. Allen
gemeinsam ist jedoch die Tatsache, dass sie nach Modellrechnungen recht
jung sein sollten. Ist die gleichzeitige Existenz der Ringe um die
Gasriesen also ein großer Zufall? Nein, sagen jetzt Forscher, es ist
Recycling.
Falschfarben-Aufnahme der Ringe des Saturn. Foto: NSSDC/NASA |
Nicht nur der Saturn, sondern auch die Planeten Jupiter, Uranus und
Neptun besitzen Ringe aus Staub und kleinen Felsbrocken.
Modellrechnungen zeigen, dass die Ringe nur wenige hundert Millionen
Jahre alt sein können. Daraus folgt natürlich sofort die Frage: Warum
haben dann gerade jetzt, 4,5 Milliarden Jahre nach ihrer Entstehung,
alle Riesenplaneten Ringe? Amerikanische Forscher glauben nun eine
Antwort auf diese Frage gefunden zu haben: Aus den Ringen können sich
kleine Monde bilden – die wiederum zerfallen und so Material für die
Ringe nachliefern. Dieses kosmische Recycling verlängert die Lebensdauer
der Planeten-Ringe.
"Ein Teil der Fragmente, aus denen die Ringe bestehen, wird nicht zu
Staub zermahlen, sondert bildet im Laufe der Zeit größere Körper",
erläutert Joshua Colwell von der University of Colorado in Boulder. Mit
seinem Kollegen Larry Esposito simulierte er die Entwicklung der Ringe.
Zunächst zeigte sich der übliche Zerfallsprozess. "Destruktive Prozesse
wie Zermahlen und Ausbreitung des Materials verlaufen so schnell, dass
die Ringe erheblich jünger sein müssen, als die Planeten", so Esposito.
Doch dann beginnen sich neue kleine Monde in den zerfallenden Ringen zu
bilden. "Diese recycelten Monde sind nichts anderes als lockere
Anhäufungen von Geröll", erklärt Esposito. Dieses Ergebnis deckt sich
mit den Messungen der Dichte der kleinen Monde durch Raumsonden. Die
Monde verlieren dann wieder Material und stabilisieren so die Ringe.
"Ohne dieses Recycling wären sowohl die Ringe als auch die kleinen Monde
schon lange verschwunden", so Esposito. "Individuelle Ringe und Monde
existieren zwar nur vorübergehend, aber das Phänomen der Ringe kann
durch das Recycling über Milliarden von Jahren fortbestehen."
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