Ein
Feuerwerk von Sternentstehung
von Stefan
Deiters
astronews.com
5. Dezember 2003
Das
Dezember-Bild des Hubble Heritage-Projekts zeigt sich in
vorweihnachtlichen Farben: Es handelt sich um ein gewaltiges
Sternentstehungsgebiet in einer benachbarten Spiralgalaxie, in dem gerade mit
einer sehr hohen Rate neue Sterne entstehen. Die Region ist hundert Mal größer
als der bekannte Orion-Nebel in unserer Milchstraße.
Hubbles Blick auf das Sternentstehungsgebiet NGC 604 in der
Spiralgalaxie M33. Foto:
NASA und das Hubble Heritage Team (STScI/AURA) [Großansicht] |
Die untersuchte Region trägt den Namen NGC 604 und gehört mit zu den größten
Sternentstehungs-Regionen in unserer galaktischen Nachbarschaft. Sie ähnelt dem
bekannten Orion-Nebel, ist aber deutlich größer und enthält deutlich mehr extrem
junge Sterne. Allein 200 helle blaue Sterne sind in diesem Nebel auszumachen,
der einen Durchmesser von rund 1.300 Lichtjahren hat. Damit ist er recht genau
hundert Mal größer als der Orion-Nebel, der nur vier dieser extrem hellen blauen
Sterne enthält. Die hellen Sterne in NGC 604 sind - für astronomische
Verhältnisse - extrem jung: Sie sind gerade einmal drei Millionen Jahren alt.
Die meisten dieser blauen Sterne sind in einem losen Haufen in der Nähe des
Zentrums von NGC 604 entstanden. Stellare Winde dieser Sterne sind, zusammen mit
Supernova-Explosionen, für das "Loch" verantwortlich, das in der Mitte der
Region zu sehen ist. Die meisten der massereichen Sterne in dieser Region sind
mehr als 120 Mal massereicher als unsere Sonne und ihre Oberflächentemperatur
erreicht 40.000 Grad. Durch die ultraviolette Strahlung, die von ihnen ausgeht,
fluoresziert das sie umgebende Gas des Nebels.
NGC 604 liegt in einem Spiralarm der Galaxie M33, die ungefähr 2,7 Millionen
Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. Sie ist Mitglied der so genannten
"lokalen Gruppe", zu der neben der Milchstraße beispielsweise auch die
Andromeda-Galaxie gehört. M33, im Sternbild Dreieck gelegen, kann schon mit
einem Fernglas aufgespürt werden. Um NGC 604 zu sehen, benötigt man aber schon
ein kleines Teleskop. Das Sternentstehungsgebiet wurde von William Herschel 1784
entdeckt. Nur der Tarantula-Nebel in der großen Magellanschen Wolke kann mehr
junge Sterne aufweisen als NGC 604, ist aber ein wenig kleiner.
NGC 604 ist für die Astronomen auch deswegen interessant, weil es sich bei
dem Nebel um eine lokale Miniaturausgabe einer so genannten Starburst-Galaxie
handelt, in der mit einer enormen Rate neue Sterne entstehen. Solche
Starburst-Galaxien waren im jungen Universum deutlich häufiger.
Supernova-Explosionen in ihnen sorgten für die Produktion schwerer Elemente und
damit für die Grundbestandteile organischen Lebens.
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