MARS
Geschmolzener Schnee Ursache für Wasserrinnen
von Stefan
Deiters
astronews.com
20. Februar 2003
Die Analyse von neuen Aufnahmen der NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey
und älterer Bilder des Mars Global Surveyor legt nahe, dass
geschmolzener Schnee die Ursache für zahlreiche Wasserrinnen auf dem Mars
ist, die erstmals im Jahr 2000 entdeckt wurden. Damit scheinen
unterirdische Grundwasserquellen als Erklärung auszuscheiden.

Wasserrinnen am Rand eines Marskraters: Geschmolzener Schnee als
Ursache?
Foto:
NASA / JPL / Arizona State University |
Die Wasserrinnen auf dem Mars waren erstmals im Jahr 2000 auf Aufnahmen der
Sonde Mars Global Surveyor entdeckt worden und hatten für einige
Aufregung gesorgt, schien es sich hierbei doch um den Beweis zu handeln, dass
auf dem Mars vor nicht allzu langer Zeit einmal Wasser geflossen ist. Theorien
für ihre Entstehung gab es gleich mehrere: So meinten einige Forscher, dass sich
dicht unter der Marsoberfläche Grundwasser befinden müsse, das hier an die
Oberfläche durchgesickert ist. Andere meinten, dass Grundwasser hier mit hohem
Druck an die Oberfläche geschossen ist oder dass es es sich um die Spuren von
kleinen Schlammlawinen handelt. Auch flüssiges Kohlendioxid wurde als Ursache
diskutiert (astronews.com berichtete wiederholt).
Dr. Philip Christensen, Professor an der Universität von Arizona und
zuständig für das Kamerasystem an Bord der Sonde 2001 Mars Odyssey, waren
diese Erklärungsmodelle immer etwas suspekt. "Diese Rinnen waren relativ jung,
also wie sollte man erklären, dass sich gerade dicht unter der Oberfläche für
Milliarden Jahre Wasser halten kann?" Zudem wurden die Rinnen bevorzugt auf der
kalten Kraterseite in mittleren Breitengraden gefunden. "Wenn es wirklich
schmelzendes Grundwasser ist, ist dies der kälteste und damit
unwahrscheinlichste Ort, damit dies passieren kann."
Christensen hat daher eine andere Theorie für die Entstehung der Rinnen: Bei
der Untersuchung eines Bildes eines alten Einschlagkraters entdeckte er schon
leicht erodierte Wasserrinnen auf der kalten, dem Pol zugewandten nördlichen
Kraterseite. Gleich daneben fand er Oberflächenstrukturen die aussahen, als ob
sie aus Material bestünden, das an der dünnen Marsatmosphäre allmählich
verdampft. Es findet sich normalerweise nur an extrem kalten und geschützten
Regionen und das wahrscheinlichste Material auf das diese Beschreibung zutrifft
ist Schnee.
Nun galt es nur die gefundenen Fakten zu kombinieren und eine Verbindung
zwischen dem Schnee und den Wasserrinnen herzustellen. "Auf dem Odyssey-Bild
sah ich dieses Material auf der dem Pol zugewandten Seite und wenn man weiter
nach Westen schaut, sieht man plötzlich all diese Wasserrinnen. Da dachte ich,
klar, das ist es: Die Rinnen sind dann zu sehen, wenn das Material durch
Schmelzen und Verdampfen verschwindet."
Die Theorie des Forscher löst viele Probleme, die mit früheren
Erklärungsmodellen für die Entstehung der Wasserrinnen auftauchten. "Schnee
dürfte sich am Mars am ehesten an den den Polen zugewandten Kraterwänden finden
lassen, da dies die kältesten Bereiche sind", so Christensen. "Der Schnee
sammelt sich an und überdeckt die Landschaft während einer Klimaphase und
schmilzt dann, wenn es wärmer wird. Und das geschieht am ehesten am Rand der
Krater, was erklärt, warum die Rinnen so weit oben anfangen."
Dass Christensen seine Theorie überhaupt entwickeln konnte, ist auch dem
einmaligen Sonden-Duo zu verdanken, das zur Zeit um den roten Planeten kreist:
Die Kombination aus detaillierten Aufnahmen des Mars Global Surveyor und
der Übersichtsbilder von 2001 Mars Odyssey haben entscheidend dazu
beigetragen, dass "man nicht den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht", so der
Forscher.
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