SONNE
Die
explosive Natur der "sanften Riesen"
von Stefan
Deiters
astronews.com
18. Februar 2003
Lange Zeit wurden die gewaltigen Plasmabögen auf der Sonne "sanfte
Riesen" genannt. Nun entdeckte ein britisches Forscherteam ihre wahre
Natur: Je größer die Bögen werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie
Unmengen von heißem Gas ins All schleudern - eventuell mit fatalen Folgen
für Satelliten.

Ein Plasmabogen löst sich auf diesem Bild der Sonnensonde SOHO
gerade als koronaler Massenauswurf von der Sonne.
Foto:
ESA / NASA |
Koronale Massenauswürfe der Sonne sind gewaltige Ereignisse, die ungeheure
Mengen an heißem Gas ins All schleudern und im Erdorbit erheblichen Schaden etwa
bei Satelliten anrichten können. Nach Ansicht der Sonnenforscher haben sie ihren
Ursprung in aktiven Regionen auf der Sonnenoberfläche, die aus einem
regelrechten Wald aus Plasmabögen bestehen, jeder von ihnen etwa 50.000
Kilometer lang. Von diesen aktiven Regionen gibt es mehrere auf der
Sonnenoberfläche und sie sind - so die Beobachtung der Wissenschaftler - oft
durch einen gewaltigen Plasmabogen verbunden, der über 450.000 Kilometer lang
sein kann.
Lange Zeit galten diese gewaltigen Bögen als die "sanften Riesen" auf unserem
Zentralgestirn. Doch das dürfte sich nun dramatisch ändern: Britische
Sonnenphysiker deckten nämlich jetzt den explosiven Charakter dieser Riesenbögen
auf, der zu gewaltigen koronalen Massenauswürfen führen kann. Mit Hilfe von
Daten der Sonnensatelliten Yohkoh und SOHO beobachtete das Team diese
Riesenbögen, um herauszufinden, wie oft es zu einer Eruption kommt. Zuvor war
dies erst ein einzige Mal beobachtet worden, was ihnen den Beinamen "Sanfte
Riesen" einbrachte.
Die Wissenschaftler entdeckten nun, dass diese riesigen
Strukturen nicht nur ins All geschleudert werden können, sondern sich auch auf
das fünffache ihrer Temperatur aufheizen können - auf rund 1,4 Millionen Grad.
Je größer der Bogen ist, so das Ergebnis der Analyse, desto wahrscheinlicher ist
es, dass es zu einem Ausbruch kommt. Man sollte also diese Riesenbögen zukünftig
etwas besser im Auge behalten.
"Diese riesigen Bögen wurden schon über viele Jahre beobachtet, aber ihre
Verbindung zu den koronalen Massenauswürfen ist erst jetzt verstanden worden",
erläutert Alexi Glover aus dem Weltraumwetterteam der Europäischen
Weltraumagentur ESA. "Zukünftig hoffen wir koronale Massenauswürfe vorhersagen
zu können und wir kommen diesem Ziel Schritt für Schritt näher."
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SOHO,
Projekthomepage der ESA |
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