"Mit dem Hubble-Teleskop können wir nun in eine Zeit sehen, in der die
Sterne in den jungen Galaxien in großer Zahl zu leuchten begannen und damit vor
rund 13 Milliarden Jahren das so genannte dunkle Zeitalter beendeten," erläutert
Haojing Yan, der an der Arizona State University seine Doktorarbeit
schreibt und seine Ergebnisse auf der Tagung der Amerikanischen Astronomischen
Gesellschaft präsentierte.
Nach den allgemein akzeptierten Theorien gab es nach dem Urknall eine Zeit
der Expansion und Abkühlung im Universum, die mit dem "dunklen Zeitalter"
endete. Dieses begann rund 300.000 Jahre nach dem Urknall als die Temperatur
niedrig genug war, um die Vereinigung von Protonen und Elektronen zu neutralem
Wasserstoff zu erlauben. Irgendwann entstanden dann Sterne und Galaxien, deren
ultraviolettes Licht allerdings von dem neutralen Wasserstoff verschluckt wurde,
so dass man sie mit heutigen Teleskopen nicht aufspüren kann.
Mit der Advanced Camera for Surveys (ACS) entdeckten die Astronomen
aus Arizona nun Objekte, bei denen es sich vermutlich um Galaxien handeln
dürfte, in denen gerade Sterne entstehen. Wir sehen diese Objekte zu einer Zeit,
in der das Weltall weniger als eine Milliarde Jahre alt war und nur ein
siebentel seiner heutigen Größe hatte. Als im Universum mehr und mehr Sterne
entstanden, konnte deren ultraviolette Strahlung den Wasserstoff ionisieren, was
das Weltall "durchsichtiger" machte - das dunkle Zeitalter ging zu Ende. Daher
liegen die Objekte, die Hubble jetzt beobachtet hat, in einer wichtigen
Übergangsphase in der Geschichte des Weltalls.
"Die Objekte, die wir hier beobachten, sehen wir zu einer Zeit, in der im
Universum gerade eine signifikante Zahl Sterne entstehen. Es sind die sehr
schwer zu entdeckenden jungen Galaxien", so Roger Windhorst,
Astronomie-Professor an der Arizona State University. "Sie liegen an der Grenze
zum direkt beobachtbaren Universum."
Die Forscher entdeckten die Objekte, als sie eine winzige Himmelsregion im
Sternbild Jungfrau unter die Lupe nahmen, in dem es keinerlei bekannte helle
Galaxien gibt. Im gesamten Blickfeld des neuen Instrumentes spürten sie 30
dieser schwach rot leuchtenden Objekte auf. Aus der starken Rotverschiebung
konnten die Astronomen dann auf die große Entfernung der Galaxien schließen.
Insgesamt glaubt das Team, dass es in jener Epoche im Universum etwa 400
Millionen solcher Objekte gegeben haben muss. Und auch mit Hubble kann man davon
nur sehr wenige aufspüren.