PLANETENENTSTEHUNG
Entstand
Jupiter in wenigen hundert Jahren?
von Rainer Kayser
29. November 2002
Nach den
bisherigen Theorien der Astronomen war die Entstehung von Planeten eine
langwierige Angelegenheit - viele Millionen Jahre sollten dafür zur Verfügung
stehen. Neue Simulationen könnten diese Ansicht jetzt über den Haufen werden:
Danach würden sich Riesenplaneten überhaupt nicht bilden, wenn sie nicht
innerhalb weniger hundert Jahre entstehen.
Der Gasriese Jupiter:
Entstehung in nur wenigen hundert Jahren?
Foto:
NSSDC / NASA |
Riesenplaneten wie der Jupiter entstehen nicht in Millionen, sondern in
wenigen hundert Jahren. Das ist das Ergebnis neuer Simulationen des Astronomen
Lucio Mayer von der Universität Zürich. Mayer und seine Kollegen aus den USA und
Kanada veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt im Fachblatt Science. Die
Rechnungen der Forscher, die auf einem erheblich verfeinerten Modell beruhen,
werfen damit die bisherigen Vorstellungen zur Planetenentstehung über den
Haufen.
"Wenn ein Riesenplanet nicht schnell entsteht, dann entsteht er
wahrscheinlich gar nicht", fasst einer der beteiligten Forscher, Thomas Quinn
von der University of Washington in Seattle, die Ergebnisse der
Simulationen zusammen. Die Planeten müssen nämlich in ihrer Entstehungsphase die
kräftige, heiße Strahlung ihres jungen Zentralgestirns überstehen. Wenn der
Entstehungsprozess zu lange dauert, werden jedoch die Gase von der Strahlung des
Sterns wieder zerstreut.
Gemäß dem Standardmodell der Planetenentstehung bilden sich die Himmelskörper
in einer rotierenden Scheibe aus Gas und Staub um den jungen Stern. Zunächst
bilden sich dabei kleinere Verdichtungen in dieser Wolke, welche die Kerne der
künftigen Planeten bilden. Schon dieser Vorgang sollte nach den bisherigen
Vorstellungen rund eine Million Jahre dauern. Erst danach sammeln die
Riesenplaneten langsam ihre gewaltigen Gashüllen an - ein Prozess, der noch
einmal mehrere Millionen Jahre dauern sollte.
Die neuen Simulationen von Mayer und seinen Kollegen zeigen nun jedoch, dass die
Gasscheibe schon nach wenigen Umdrehungen fragmentiert, also in einzelne
Verdichtungen zerfällt. Aus diesen Verdichtungen bilden sich dann innerhalb
kürzester Zeit die Riesenplaneten. Allerdings vermag auch dieses Modell nicht zu
erklären, warum die meisten Sternen von Riesenplaneten auf sehr engen
Umlaufbahnen umkreist werden.
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