ERDE
Aktivität der Sonne beeinflusst irdisches Klima
von Rainer Kayser
11.
Juni 2002
Die Aktivität der Sonne scheint auf wesentlich längeren Zeitskalen zu
variieren als bislang bekannt war. Ein Geochemiker vom amerikanischen
Dartmouth College brachte nun einen 100.000 Jahre dauernden
Aktivitätszyklus unseres Zentralgestirns mit klimatischen Veränderungen
auf der Erde in Verbindung. War dieser am Ende auch für die Eiszeiten
verantwortlich?
Die Sonne - hier ein Bild der Temperaturverteilung der
Sonnensonde SOHO.
Foto:
ESA |
Die magnetische Aktivität der Sonne zeigt einen 100.000 Jahre langen
Zyklus, der offenbar mit einem gleichlangen Zyklus des irdischen Klimas in
Einklang steht. Das zeigen Untersuchungen des Geochemikers Mukul Sharma
vom Dartmouth College in Hanover im US-Bundesstaat New Hampshire.
Der Forscher veröffentlichte seine Analyse jetzt im Fachblatt Earth and
Planetary Science Letters. Sharma vergleicht darin die Produktionsrate
des radioaktiven Isotops Beryllium-10 mit den Variationen des irdischen
Magnetfelds. "Überraschenderweise zeigt sich in den Daten eine Variation
der Sonnenaktivität über wesentlich längere Zeitspannen als bislang
vermutet", so Sharma. "Noch überraschender ist, dass diese Variationen
offenbar eng mit den Eiszeiten und Zwischeneiszeiten der vergangenen
200.000 Jahre verknüpft sind."
Beryllium-10 wird durch hochenergetische Teilchen erzeugt, die aus dem
Weltall in die Erdatmosphäre eindringen. Die Stärke dieser "kosmischen
Höhenstrahlung", und damit die Erzeugungsrate von Beryllium-10, wird
sowohl durch die Sonnenaktivität, als auch durch die Stärke des
Erdmagnetfelds gesteuert. Da die Stärke des Erdmagnetfelds in den letzten
200.000 Jahren gut bekannt ist, konnte Sharma aus den Beryllium-Daten auf
die Schwankungen der Sonnenaktivität schließen.
In welcher Weise die Sonnenaktivität das Klima der Erde beeinflusst,
darauf weiß Sharma bislang keine Antwort: "Es ist noch zur früh, um zu
sagen, welcher Mechanismus hier am Werk ist." Arbeiten anderer Forscher
aus den vergangenen Jahren deuten aber darauf hin, dass die kosmische
Strahlung einen Einfluss auf den Bewölkungsgrad der Erde hat. Bislang gab
es aber keine Hinweise darauf, dass sich dieser Einfluss auch auf
langfristige Klimatrends erstreckt.
Für die Entstehung der Eiszeiten
hatten die Klimaforscher bislang geringfügige Schwankungen der Erdbahn
verantwortlich gemacht. Allerdings führen diese Variationen nur zu
minimalen Änderungen der Sonneneinstrahlung. Wie diese kleinen Änderungen
zu den großen Unterschieden zwischen Eiszeiten und Zwischeneiszeiten
führen können, ist bislang ungeklärt. Sharma betont allerdings, dass auch
seine These der weiteren Überprüfung bedarf: "Ich habe nur auf die
vergangenen 200.000 Jahre geschaut - meine Berechnungen müssen nun für die
letzte
Million Jahre verifiziert werden."
|