Das Hubble-Weltraumteleskop (HST), ein einzigartiges
Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der
US-Raumfahrtbehörde NASA, hat die wissenschaftliche Forschung revolutioniert.
Seine gestochen scharfen Bilder vermitteln atemberaubende Einblicke in die
verborgenen Tiefen des Alls. Hubbles unschätzbare Beiträge zur
wissenschaftlichen Forschung sind jedoch nur dank einer umsichtig geplanten
Strategie möglich, nach der das Teleskop alle zwei bis drei Jahre gewartet und
nachgerüstet wird.
Der ESA kommt bei der bevorstehenden Wartungsmission eine besondere Rolle zu.
Einer der Höhepunkte wird der Austausch der von der ESA gebauten
Solarzellenflügel durch eine neue, leistungsstärkere Ausführung sein. Die aus
den USA stammenden neuen Ausleger sind mit von der ESA entwickelten
Stellmechanismen ausgestattet und wurden im Europäischen Weltraumforschungs- und
Technologiezentrum (ESTEC) getestet; diese ESA-Einrichtung in den Niederlanden
ist der einzige Ort weltweit, an dem Tests dieser Art durchgeführt werden
können.
Nach den Worten des Hubble-Projektleiters der ESA, Ton Linssen, der
sämtliche Beiträge der ESA zur Entwicklung der neuen Solarzellenflügel
einschließlich der Testkampagne im ESTEC überwacht hat, "wird es besonders
spannend werden, wenn die jetzigen Solarzellenflügel eingerollt werden, damit
sie in die Ladebucht des Raumtransporters passen. Sie haben unter dem rauhen
Umfeld im All gelitten, weswegen das Einrollen ein heikler Vorgang sein wird.
Unser Team wird die Daumen drücken, dass alles klappt. Sollte es nicht gelingen,
die Ausleger einzurollen, müssten sie möglicherweise im Weltraum zurückgelassen
werden."
"Mit dieser Wartungsmission wird Hubble wieder auf den allerneuesten
Stand der Technik gebracht", sagt Piero Benvenuti, Hubble-Projektwissenschaftler
der ESA. "Die neuen, supermodernen Instrumente werden dem Observatorium eine
Leistungsspritze geben. Die neue Digitalkamera beispielsweise, die verbesserte
Durchmusterungskamera (ACS), kann zweimal größere Himmelsausschnitte mit fünfmal
höherer Empfindlichkeit als die bisherigen Instrumente aufnehmen - was bedeutet,
dass sich Hubbles Entdeckungspotential verzehnfacht! Die europäischen
Astronomen sehen der Nutzung der neuen Kamera, die ihnen nach den bereits
erzielten Durchbrüchen neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern soll,
erwartungsvoll entgegen."
Die ACS soll die von der ESA gebaute Kamera für lichtschwache Objekte (FOC)
ersetzen. Die von Anfang an fehlerfreie FOC hat sich als entscheidendes
Instrument erwiesen, um das Beste aus der Hubble-Bildaufnahmekapazität
herauszuholen. Sie war in den 80er Jahren technisch hochmodern, doch in den
letzten 20 Jahren hat die digitale Aufnahmetechnik so große Fortschritte
gemacht, dass dieses Kernstück des ESA-Beitrags zum Hubble-Teleskop nach
Erreichen seiner wissenschaftlichen Ziele nun neuerer Technik weichen muss.
Die Geschichte der FOC ist damit aber noch nicht zu Ende: Sie wird die Fachleute
noch manches lehren, da sie zur Erde zurückgebracht und genauestens inspiziert
werden soll, um die Auswirkungen ihres langen Aufenthalts im Weltraum zu
ermitteln.
Hubble dürfte den Himmel noch ein weiteres Jahrzehnt lang erforschen und
soll dann von seinem Nachfolger, dem in Zusammenarbeit zwischen ESA, NASA und
der kanadischen Weltraumagentur CSA entwickelten Weltraumteleskop der nächsten
Generation (NGST), abgelöst werden. Das NGST soll vor allem das schwache
Infrarotlicht der ersten Sterne und Galaxien im Universum beobachten.
Die anstehende Wartungsmission ist für die NASA fast schon Routine:
Astronauten haben das Hubble-Teleskop bereits 1993, 1997 und 1999
betreut. Der Start zum vierten Besuch (als
Wartungsmission 3B bezeichnet) ist für den 28. Februar geplant.
Die ursprünglich dritte Wartungsmission wurde in zwei Teile (3A und 3B)
aufgeteilt, weil Ende 1999 Hubbles Lageregelungskreisel dringend ersetzt
werden mussten und damals nicht alle geplanten Aufgaben gleichzeitig
durchgeführt werden konnten (astronews.com berichtete).
Neben den neuen Sonnenzellenauslegern und der ACS werden die Astronauten ein
technologisch äußerst fortschrittliches Kühlsystem für die Hubble-Infrarotkamera
NICMOS einbauen. NICMOS wurde 1999 abgeschaltet, als ihr Kühlmittelvorrat
verbraucht war. Das neue Kühlsystem ist ein mechanisches Aggregat und
funktioniert wie ein verbesserter Kühlschrank.
Die Mission 3B wird auch andere Wartungsaufgaben umfassen. Insgesamt sind fünf
umfangreiche Außeneinsätze im All geplant.