In der Nähe des dichten Zentrums unserer Milchstraße haben
Astronomen mit Hilfe des US-Röntgenteleskop Chandra ein neues
Phänomen ausgemacht: Sie fanden hier junge Sterne, die in 60 Millionen
Grad heißes Gas eingebettet sind. Der Fund unterstützt theoretische
Vorhersagen über die Auswirkungen von stellaren Winden, die von jungen
und massereichen Sternen ausgehen.

Der
Röntgenhalo (blau) um Sterne des Arches-Sternhaufen. Die
Aufnahme ist einer Hubble-Infrarot-Aufnahme überlagert, auf der
einzelne Sterne als Punkte zu sehen sind (kleines Bild). Das
große Bild zeigt die eindrucksvolle Filamentstruktur die im
Radiobereich zu erkennen ist. Foto: NASA, CXC,
Northwestern, F. Zadeh et al. (Röntgenbild), NASA, HST/NICMOS
(IR) |
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Ziel der Beobachtungen
der Astronomen war der Arches-Sternhaufen, der etwa 25.000 Lichtjahre von der
Erde entfernt liegt und nur ein bis zwei Millionen Jahre alt ist. Er liegt zudem
nicht einmal 100 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt, in dem die
Forscher ein gewaltiges Schwarzes Loch vermuten. Im Arches-Sternhaufen befinden
sich 150 junge und sehr heiße Sterne, sogenannte O-Sterne, die alle in einem
Bereich von nur einem Lichtjahr zu finden sind.
Von besonderem
Interesse bei den den Chandra-Beobachtungen war das Gas im
Arches-Sternhaufen.
"Zum ersten Mal konnten wir einen jungen Haufen von
Sternen eingebettet in einen Halo aus hochenergetischer Röntgenstrahlung
erkennen", erläutert Professor Farhad Zadeh von der Northwestern
University. "Dieses unterstützt theoretische Vorhersagen, dass
stellare Winde von diesen massereichen Sternen zusammenstoßen können und so
sehr heißes Gas entsteht." Diese Erkenntnis ist vor allem deswegen
interessant, weil auf diese Weise Röntgenstrahlung zu entstehen scheint, die
ähnlich energiereich ist wie die aus entfernten sogenannten Starburst-Galaxien,
die gerade eine heftige Sternentstehungsphase durchlaufen.
Die Dichte der Sterne
im Arches-Haufen könnte ihn zu einem guten Beispiel dafür machen, was sich
gerade in diesen Starburst-Galaxien ereignet. "Es ist einer der
besten lokalen Analogien für eine Starburst-Galaxie", so Casey Law
vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik. "Nur ist der
Arches-Sternhaufen quasi in unserem Garten und nicht Millionen von Lichtjahren
entfernt." In Starburst-Galaxien entstehen riesige Blasen aus
heißem Gas, die aus der Galaxie entkommen können. Die Chandra-Beobachtungen
könnten nun Hinweise darauf geben, woher die großen Gaswolken im Zentrum
unserer Milchstraße stammen, die man dort gefunden hat.
"Unsere Daten
sprechen dafür, dass das Gas im Arches-Sternhaufen so heiß wird, dass es aus
dem Haufen entkommen kann", erläutert Cornelia Lang von der Universität
in Massachusetts. "Daher könnten der Arches-Sternhaufen und andere
ähnliche Haufen für das mysteriöse Gas verantwortlich sein, das in der Nähe
der Milchstraße gefunden wurde." Zadeh und sein Team wollen nun auch nach
Röntgenstrahlung von anderen Sternhaufen suchen und diese mit neueren und
längeren Chandra-Aufnahmen vergleichen.