Solare Eruptionen, die mit hoher Geschwindigkeit ins All
geschleudert werden, können sich überholen und gegebenenfalls auch
gegenseitig verschlingen. Die Folge sind länger andauernde magnetische
Stürme, die die moderne Kommunikation auf der Erde empfindlich stören
können. Die neuen Resultate stammen unter anderem von Beobachtungen des
Sonnenobservatoriums SOHO.
Ein
koronaler Masseneruptionen am 6. Juni 2000: Eine kleinere Wolke aus
geladenen Partikel ...
... wird von einer größeren eingeholt und schließlich
verschluckt. Die Aufnahmen stammen vom Sonnenobservatorium SOHO.
Foto:
NASA/ESA
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Die Entdeckung
gelang durch den Vergleich der Daten von gleich zwei Raumsonden:
NASA-Wissenschaftlern, die mit der NASA-Sonde Wind arbeiteten, fiel eine heftige
Aktivität im Radiobereich auf, die sie mit Messungen von solaren koronalen
Masseneruptionen verglichen, die die Sonnensonde SOHO der europäischen
Weltraumagentur ESA und der NASA gemacht hatte. Es fiel auf, dass der Zeitpunkt
des heftigen Ausschlags im Radiobereich mit dem Verschlucken einer solchen
Sonneneruption durch eine größere und schnellere zusammenfiel.
Bewegen sich
solche solaren Eruptionen in Richtung Erde, könnte dies für unsere moderne
Technologie zu einigen Problemen führen. Der nun entdeckte Kannibalismus unter
den Eruptionen dürfte zu länger andauernden magnetischen Stürmen führen und
zudem die Geschwindigkeit beeinflussen. Diese ist wiederum entscheidend für die
Vorhersage des sogenannten Weltraumwetters, die dazu dient potentiell
gefährdete Systeme rechtzeitig schützen zu können.
"Der
Kannibalismus unter koronalen Masseneruptionen ist die gewalttätigste Form der
Wechselwirkung zwischen solchen Eruptionen", erläutert Dr. Natchimuthuk
Gopalswamy, der am NASA Goddard Space Flight Center arbeitet. "Es
geschieht immer dann, wenn eine sich langsamer bewegende Eruption von einer
schnelleren Eruption, die aus der selben Region der Sonne stammt, eingeholt und
regelrecht verschluckt wird. Letztlich bleibt nur noch eine Eruption
übrig."
Bei solchen
koronalen Masseneruptionen handelt es sich um Wolken aus elektrisch geladenen
Gas, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 2.000 Kilometern pro Sekunde von der
Sonne ins All geschleudert werden. Je nach der Orientierung des Magnetfelds der
Wolke können sie, wenn sie in die Nähe der Erde kommen, das Magnetfeld der
Erde beeinflussen und darin gefangene elektrisch geladenen Teilchen
beschleunigen.
Die Forscher
glauben, dass der nun entdeckte Kannibalismus die Ursache für recht komplexe
Wolken solarer Eruptionen sind, die sich in der Struktur von einfachen Eruptionen
deutlich unterscheiden. Seit April 1997 haben die Forscher 21 Eruptionen
entdeckt, die andere verschluckt haben, aber es könnten deutlich mehr sein.
"Kollisionen zwischen solaren Eruptionen sind vielleicht viel häufiger als
wir bislang angenommen haben und könnten eine Schlüsselrolle für die
Verbreitung von diesen Wolken spielen", so Gopalswamy.
Das
Sonnenobservatorium SOHO, 1995 gestartet, ist ein gemeinsames Projekt der
europäischen Weltraumagentur ESA und der amerikanischen NASA. Die Sonde selbst
wurde in Europa gebaut, die Instrumente an Bord stammen von amerikanischen und
europäischen Wissenschaftlern.
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SOHO,
Projektseite der ESA
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