Man sieht es ihr nicht an, aber unser Zentralgestirn hat gerade
eine bedeutende Veränderung hinter sich: Das solare Magnetfeld hat sich
umgekehrt, der magnetische Nordpol zeigt nun nach Süden. Für die
Forscher ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Sonne gerade auf dem
Höhepunkt ihrer Aktivität befindet.
"Das
passiert immer, wenn die Sonne gerade das Maximum ihrer Aktivität
durchläuft", erläutert Sonnenphysiker David Hathaway vom Marshall
Space Flight Center der NASA. "Der Wechsel der magnetischen Pole
findet immer dann satt, wenn es am meisten Sonnenflecken gibt. Damit ist
diese Veränderung des Magnetfeldes ein guter Indikator dafür, dass wir
uns jetzt tatsächlich in einem solaren Maximum befinden."
Die Sonne
durchläuft einen elfjährigen Aktivitätszyklus, der sich schon allein aus der
Zählung von Sonnenflecken auf unserem Zentralgestirn ableiten lässt. Bis zum
Jahr 2012 wird daher der magnetische Nordpol der Sonne auf deren Südhalbkugel
zu finden sein, danach ist für elf Jahre wieder alles beim Alten. Dass sich ein
Magnetfeld einfach so umkehrt ist so ungewöhnlich nicht: Auch das Magnetfeld
der Erde wechselt hin und wieder, nur nicht in einem solch regelmäßigen Rhythmus
wie das unserer Sonne: Zwischen einem Wechsel können hier zwischen 5.000 und 50
Millionen Jahren vergehen. Der letzte Wechsel des irdischen Magnetfeldes fand
vor etwa 740.000 Jahren statt. Wann der nächste ansteht, kann keiner
vorhersagen.
Der Wechsel der
Pole ist nach Ansicht der Forscher darauf zurückzuführen, dass die gewaltigen
Ströme auf der Sonnenoberfläche - vereinfacht gesagt - Teile des nach Süden
gerichteten Magnetfelds in den Norden verlagern und umgekehrt, so dass das
Magnetfeld erst immer schwächer wird und dann schließlich mit umgekehrter
Ausrichtung wieder anwächst. Die Auswirkungen auf den vom Magnetfeld der Sonne
beeinflussten Bereich, die so genannte Heliosphäre, sind außerordentlich
kompliziert. Diese Blase, die bis in die äußeren Regionen unseres Sonnensystem
reicht, verschwindet nämlich nicht einfach wenn das Magnetfeld die Ausrichtung
ändert. Sie hat eine sehr komplexe Struktur, was unter anderem auf die Drehung
unseres Zentralgestirns zurückzuführen ist.
Dank der
Sonnensonde Ulysses hoffen die Forscher während dieses Sonnenmaximums
auf neue Informationen über unseren Zentralstern. Die Sonde hat gerade den
Sonnensüdpol überflogen und wird Ende des Jahres den Nordpol der Sonnen
untersuchen können. Da Ulysses dies auch schon 1994 und 1996 - zum
solaren Minimum - tat, haben die Wissenschaftler wichtige Vergleichswerte zur
Hand, die helfen könnten, so manchem Rätsel unserer Sonne auf die Spur zu
kommen.