Den Verdacht gab es schon länger: Könnten die Grundbausteine
des Lebens auf der Erde aus dem Weltall auf den Planeten gelangt sein -
beispielsweise durch Meteoriten oder Kometen? NASA-Wissenschaftler
präsentierten jetzt einen weiteren Beweis für diese These. Sie
simulierten in ihrem Labor die harten Bedingungen im interstellaren Raum
und erzeugten dort Strukturen, die wie die Membrane von Zellen aussehen.

Diese nur zehn Mikrometer großen Tropfen ähneln in ihrer
Struktur der von Zellen. Sie leben jedoch nicht. Foto:
ARC/NASA |
Dieser Durchbruch
bei der Erforschung der Bedingungen unter denen sich Leben entwickeln kann
gelang in den Labors des NASA Ames Research Centers im kalifornischen
Silicon Valley. Die Forscher verfolgten die These, nach der Material aus dem
All, das beispielsweise durch Meteoriten, Kometen oder aber durch interstellaren
Staub auf die Erde gelangt ist, die Entstehung von Leben auf der Erde
ermöglicht oder zumindest beschleunigt hat. "Wissenschaftler glauben, dass
die Moleküle, die man braucht um Zellmembrane zu erzeugen und die daher die
Grundbausteine des Lebens darstellen, überall im All zu finden sind",
erläutert Gruppenleiter Dr. Louis Allamandola.
Zusammen mit
Forschern der Universität von Kalifornien in Santa Cruz erzeugten das Team
erstmals "Proto-Zellen" und verwendeten dazu nur die einfachsten
chemischen Zutaten. Diese Proto-Zellen ähneln in ihrer Struktur der
Membranstruktur die in allen lebenden Organismen zu finden ist. Was die Forscher
in ihrem Labor machten, ist im All nichts Ungewöhnliches: "Diese Prozesse
laufen ständig in dichten Molekülwolken im Weltall ab", so Allamandola.
"Die Entstehung dieser biologisch interessanten Strukturen könnte
bedeuten, dass einige der organischen Substanzen, die mit Meteoriten auf die
Erde kamen in Wirklichkeit aus den kältesten Bereichen des interstellaren Raums
stammen. Und dies könnte wichtig für die Entstehung von Leben
auf unserem Planeten gewesen sein."
Membrane sind für
die Entwicklung von Leben von entscheidender Bedeutung: "Alles Leben auf
der Erde benutzt eine Membranstruktur um sein Inneres gegen feindliche
Einflüsse von Außen abzuschirmen", erklärt Dr. Jason Dworkin vom
SETI-Institut. "Zudem sind Membrane unerlässlich, wenn
Zellen Energie erzeugen wollen." Zur Bedeutung der im Labor erzeugten
Proto-Zellen meinte der Forscher: "Membrane sind wie ein Haus: Vielleicht
waren diese Moleküle nur zur rechten Zeit an der richtigen Stelle und haben es
geeigneten Chemikalien erlaubt einfach dort einzuziehen und es sich einzurichten
oder eigene Häuser zu bauen."
In ihrem Labor
hatte das Wissenschaftlerteam die Bedingungen im Weltraum nachgestellt: Im
Vakuum wurden einfaches Eis mit ultravioletter Strahlung beschossen. Das
entstehende Material bildete, als es in Wasser getaucht wurde, sofort
Seifenblasen-ähnliche Membranstrukturen. Durch diese Experimente wurde erstmals
verdeutlicht, dass die ersten chemischen Schritte auf dem Weg zur Entstehung von
Leben nicht einen fertigen Planeten benötigen, sondern sich im tiefen Weltall -
lange vor der Entstehung von Planeten - ereignen können. Überall, so die
Schlussfolgerung, könnte es diese Grundbausteine von Leben geben, die - sobald
sie auf einen lebensfreundlichen Planeten stoßen - die Entwicklung von Leben
beschleunigen oder erst möglich machen können.