"Diese Gaswolke in einer Entfernung von etwa 25 Lichtjahren vom
Schwarzen Loch könnte uns helfen, die komplexen Vorgänge im Zentrum
aktiver Galaxien besser zu verstehen", erläutert Jose-Luis
Gomez vom Astrophysikalischen Institut von Andalusien im spanischen
Granada. Die Wissenschaftler beobachteten das Zentrum einer aktiven
Galaxie, die rund 450 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist und
konnten dabei den gewaltigen Jet über 16 Monate lange genau studieren.
Nie zuvor dürfte ein solcher Jet genauer und gründlicher untersucht
worden sein.
Aktive Galaxien beobachtet man in einer ganzen Reihe von Typen. Allen gemeinsam ist, dass sich in ihrem Zentrum ein riesiges Schwarzes Loch
befindet. Dieses zieht Staub, Gas und ganze Sterne an, die in einer
sogenannten Akkretionsscheibe in das Schwarze Loch hineinspiralen. In
dieser Scheibe, so die gängige Theorie, entstehen gewaltige
Hochgeschwindigkeits-Teilchenströme, die sogenannten Jets, die mit fast
Lichtgeschwindigkeit ins All hinausschießen.
Bisher hatte man in der Nähe von Akkretionsscheiben dichte Gaswolken
entdeckt, die sich mit hoher Geschwindigkeit bewegten. In weiter vom
Schwarzen Loch entfernten Regionen fand man weniger dichte Wolken, die
geringere Geschwindigkeiten aufzuweisen schienen. "Wir sind uns aber
nicht sicher, ob diese Wolken sich nun vom Schwarzen Loch weg- oder darauf
zu bewegen oder vielleicht gar keine bestimmte Richtung haben",
erläutert Gomez. "Die einzelne Gaswolke, die wir nun in 3C120
gefunden haben, befindet sich in mittlerer Entfernung vom Schwarzen Loch
und mit weiteren Beobachtungen hoffen wir herauszufinden, in welche
Richtung sie sich bewegt. Damit könnte man dann die Frage beantworten,
wie sich Gaswolken in Regionen um das Schwarze Loch verhalten."
Bei ihren Untersuchungen haben die Astronomen die Bewegung von
Materieansammlungen in einem Jet beobachtet, der aus dem Zentrum der
Galaxie 3C120 kommt. In rund 25 Lichtjahren Entfernung vom vermuteten
zentralen Schwarzen Loch stellten sie fest, dass Signal einiger dieser
Materieansammlungen über die Monate stärker und dann wieder schwächer
wurde. Sie interpretierten dies als Ergebnis der Wechselwirkung der
Gaswolke mit den Teilchen des Jets. Unterstützung für dieses Bild kam
von Daten über das Magnetfeld der Materieansammlungen.
Das VLBA ist ein kontinentweites Radioteleskop mit Teleskopen auf
Hawaii, in der Karibik und in Nordamerika und hat damit ein von anderen
Teleskopen unerreichtes Auflösungsvermögen.