8405 Asbolus ist ein
sogenannter Centaur, also ein Kometenkern, der sich vermutlich früher im
Kuiper-Gürtel aufhielt, dann aber durch eine Störung in eine Bahn zwischen
Jupiter und Neptun abgelenkt wurde. Das Objekt hat einen Durchmesser von rund 80
Kilometern und wegen der großen Entfernung sind auch mit dem Hubble-Weltraumteleskop
keine Details der Oberfläche zu erkennen.
Stattdessen nahmen die Astronomen Spektren des Centaurs auf, aus denen sie
hofften, etwas über die Zusammensetzung der Oberfläche des entfernten Brockens
zu erfahren. Und wie so oft, spielte der Zufall eine entscheidende Rolle bei der
faszinierenden Entdeckung: Eigentlich wollten sie 8405 Asbolus für 40 Minuten
beobachten, doch dann mussten die Instrumente von Hubble kurzfristig
abgeschaltet werden, da das Teleskop gerade einen Strahlungsgürtel der Erde
passierte. Dadurch machten die Astronomen zwei Beobachtungen des Centaurs, die
sich über insgesamt zwei Stunden erstreckten, so dass beide Seiten des
Kometenkerns sichtbar wurden.
Ihre Beobachtungen waren eine Überraschung: Die Spektren vor und nach der
Beobachtungsunterbrechung unterschieden sich deutlich. Das zweite Spektrum
ähnelte früheren Beobachtungen von der Erde, das erste war den Forschern
zunächst ein absolutes Rätsel: Es war ungewöhnlich hell und recht
kompliziert. Die Oberflächen von Objekten im äußeren Sonnensystem werden
durch den Einfluss von Sonnenlicht, Sonnenwind und kosmischer Strahlung mit der
Zeit dunkler, nur Eis, dass dieser Strahlung nicht ausgesetzt war, erscheint
hell und dominiert ein Spektrum. "Wir glauben, dass wir hier ein Objekt vor
uns haben, dass einen sehr hellen Krater hat", erläutert Donald W.
McCarthy von der Universität von Arizona. "Und was besonders interessant
ist: Der helle Punkt stammt nicht nur von Wassereis", ergänzt Kollegin
Susan D. Kern.
Zwar hätte das Eis in mancher Hinsicht Ähnlichkeit mit Wassereis, doch an
einigen Stellen würde es einfach nicht passen. "Es könnte sich um eine
Mischung aus bekannten Materialien handeln", so Kern, "die wir aber in
dieser Zusammensetzung noch nie gesehen haben." Eine Erklärung dafür
könnte der weniger als 10 Millionen Jahre alte Krater selbst liefern, der
eventuell durch die Kollision entstanden ist, durch die 8405 Asbolus in seine
jetzige Bahn geraten ist. "Man könnte spekulieren, dass es einen Einschlag
gegeben haben könnte, der die Oberfläche aufgeheizt und das Material dort
verändert hat," sagte McCarthy. "Hier kann es sich also um Eis
handeln, dass man noch nie auf anderen Objekten beobachtet oder im Labor erzeugt
hat."