Um ihren Förderer Baron Albert Freiherr von Rothschild zu
ehren, taufte man an der Wiener Sternwarte einen 1911 entdeckten
Asteroiden auf den Namen "Albert". Einziges Problem: Der
Asteroid wurde nie wieder gesehen. Anfang Mai spürte man ihn jedoch mit
Hilfe des amerikanischen Spacewatch-Projekts wieder auf.
In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 1911 hatte Johann Palisa von der
Wiener Sternwarte Glück: Er entdeckte "MT", einen neuen
Asteroiden, der auch in den folgenden Nächten mit verschiedenen anderen
Teleskopen beobachtet wurde. Mit einer geschätzten Entfernung von
ungefähr 32 Millionen Kilometern war er nach dem 1898 entdeckten
Asteroiden Eros erst der zweite Asteroid, der der Erde so nahe kam. Doch
damit hörte das Glück auf: 719 Albert, wie man "MT" später
nannte, wurde in den nächsten Jahrzehnten nicht wiedergesehen, obwohl
intensiv nach dem Asteroiden gefahndet wurde.
Das änderte sich erst Anfang dieses Monats: Das Kleinplaneten-Zentrum
(MPC, Minor Planet Center) der Internationalen Astronomischen Union
(IAU) identifizierte Albert auf Aufnahmen, die das Spacewatch-Projekt
gemacht hatte. Ziel des Projektes ist es, den Himmel nach Asteroiden
abzusuchen, die der Erde gefährlich nahe kommen könnten. Seit 1980 sind
die Teammitglieder dabei, das Sonnensystem bis hinter die Bahn des Neptun
zu beobachten.
Am 1. Mai nun entdeckten die Astronomen ein bisher unbekanntes Objekt.
Das MPC katalogisierte den neuen Asteroiden unter der Bezeichnung 2000
JW8. Dort nahm sich mit Gareth Williams ein Mann des neuen Objektes an,
der schon seit seiner Kindheit davon geträumt hatte, 719 Albert
wiederzuentdecken. Eine ganze Reihe von Asteroiden, die mit einer
fortlaufenden Nummerierung gekennzeichnet sind (1 Ceres war der erste
entdeckte Asteroid), waren seit ihrer Entdeckung nicht mehr aufzuspüren
gewesen. Ende der 70er Jahre waren es noch über zwanzig, 1990 - als
Williams zum MPC kam - nur noch zwei.
Einen dieser zwei letzten verlorenen Asteroiden, 878 Mildred, entdeckte
Williams kurze Zeit später, so dass nur noch 719 Albert auf seine
Wiederentdeckung wartete. Williams sah sich daher jeden dem MPC gemeldeten
Asteroiden gründlich an, in der Hoffnung, Albert wiederzufinden. Bei 2000
JW8 wurde der Astronom hellhörig: Als er für ein elektronischen
Rundbrief die Daten des neuen Asteroiden zusammenstellte, dachte er bei
sich "Das sieht ja verdammt nach Albert aus". Und tatsächlich
konnte er die aktuellen Bahndaten mit denen von 1911 in Einklang bringen. Spacewatch
hatte Albert fast an seinem sonnenfernsten Punkt aufgespürt, in über 400
Millionen Kilometern Entfernung von der Erde.
Albert-Fans können sich nun freuen: Nach den aktuellen Bahndaten wird
der Asteroid im nächsten Jahr wieder relativ hell und nah der Erde sein -
wie auch schon bei seiner Entdeckung 1911 sowie in den Jahren 1941 und
1971. Grund zur Sorge besteht allerdings nicht: Albert wird sich der Erde
nicht mehr als 27 Millionen Kilometer annähern.