Durch Auswertung von Messdaten des Sonnenwindes der letzten
Jahrzehnte gelang NASA-Wissenschaftlern eine verblüffende Erkenntnis: Das
sich ständig ändernde Magnetfeld der Sonne kehrt alle elf Jahre in seine ursprüngliche Position zurück.
Das führt dazu, dass sich auch einige Eigenschaften des
Sonnenwindes alle 27 Tage und 43 Minuten wiederholen.
Zu den neuen Erkenntnissen gelangten die NASA-Wissenschaftler durch
Auswertung von Messergebnissen über den Sonnenwind, die in den
vergangenen 38 Jahren aufgezeichnet wurden: "Wir wissen jetzt, dass das
Magnetfeld der Sonne ein Gedächtnis hat und nach einem elfjährigen
Sonnenzyklus wieder in etwa die gleiche Konfiguration zeigt,"
erläutert Dr. Marcia Neugebauer, die zur Zeit als Gastwissenschaftlerin am NASA Jet Propulsion
Laboratory arbeitet. "Aktuelle Theorien gehen davon aus, dass das
Magnetfeld durch zufällige Bewegungen von Materie in der Sonne entsteht
und keine langfristige Erinnerung haben sollte. Trotzdem bleibt aber die magnetische Struktur konstant an einem jeweiligen solaren
Längengrad."
"Es ist interessant, dass das solare Magnetfeld sich in Stärke
und Richtung ändert, aber nicht auf den Längengrad bezogen",
unterstreicht Dr. Edwar Smith vom JPL. Durch Auswertung des Sonnenwindes,
also geladener Teilchen, die von der Sonne ins All geschleudert werden und
somit als direkte Boten vom solaren Magnetfeld anzusehen sind, gelangten
Smith und seinen Mitarbeitern zu den neuen Erkenntnissen.
Dieser Befund hat nämlich auch einen anderen Effekt: Durch die
Sonnenrotation sollte die selbe magnetische Struktur alle 27 Tage und 43
Minuten der Erde zugewandt sein. Und tatsächlich fanden die
Wissenschaftler heraus, dass sich die Eigenschaften der Teilchen des
Sonnenwindes genau nach dieser Zeit zu wiederholen scheinen. Und diesen Rhythmus
hat die Sonne seit
mindestens 38 Jahren beibehalten.
Die Auswertung war nur durch die lange in die Vergangenheit
zurückreichende Datenbasis möglich, weil andere deutlich stärkere
Schwankungen des Sonnenwindes den Effekt überlagern. "Warum sich das
Magnetfeld der Sonne so verhält, ist uns ein Rätsel", so Smith.
"Die Antwort muss tief im Inneren der Sonne verborgen sein."
Das glaubt auch Neugebauer: "Ein besseres Verständnis der
Vorgänge, die zur Erzeugung des Magnetfelds der Sonne führen, kann uns
helfen, den Sonnenwind besser zu verstehen." Das Magnetfeld wird
durch den Fluss elektrisch leitendenden Materials unter der
Sonnenoberfläche erzeugt. Und die Erinnerung, so Neugebauer, könnte von
irgendeiner Struktur oder einem Prozess herrühren, der in noch tieferen
Sonnenregionen auftritt. "Vielleicht gibt es da irgendetwas Unsymmetrisches im Inneren, vielleicht den Überrest eines alten
Magnetfelds."